Lamothe → Haget
→ 22,5 Kilometer
↑ 30 Meter
Freitag, der 30.07.2010
Ich bin bereits wach, als Andreas dabei ist, sich fertig zu machen. Als auch ich kurze Zeit später im Bad bin und mich unter anderem endlich mal wieder rasiere, kommt er noch mal kurz rein und wünscht mir einen schönen Tag. Dann rafft er seine Sachen zusammen und verlässt das Haus. Da es auch für uns langsam an der Zeit ist aufzubrechen, wecke ich Steffi. Während sie sich fertig macht, packe ich langsam meine Sachen und gegen 8:00 Uhr verlassen wir die Gité – ohne Frühstück. Dies gilt es nach längerem mal wieder im nächsten Ort zu bekommen. Bis dahin laufen wir im Schatten von Bäumen knappe 8 km auf einem ehemaligen Bahndamm. Da Steffi in einer etwas gemütlicheren Gangart gestartet ist, bestreiten wir diesen Abschnitt jeder für sich allein. Erst am Ortseingang von Eauze warte ich auf sie, und wir machen uns gemeinsam auf die Suche nach einem netten Café. Wir werden fündig und lassen uns vor dem „Café de France“ nieder. Es liegt direkt neben der Kathedrale an einem malerischen Platz.
Natürlich lassen wir uns wie immer Zeit. Zwischendurch taucht plötzlich Traugott auf und gesellt sich für eine Weile zu uns, ehe er noch vor uns wieder weiterzieht. Nicht all zu viel später brechen auch wir auf und laufen wieder gemeinsam. Und so vergehen die nächsten 10 km wie im Fluge.
In einem weiteren kleinen Ort, begegnen wir Anton, den älteren Herrn aus Bayern, den wir bereits gestern zusammen mit Andreas vor dem Café trafen. Er erzählt uns, dass da demnächst eine sehr nette Herberge folgen soll. Genaugenommen wissen wir noch gar nicht, wo unser heutiger Tag enden wird. Von daher nehmen wir auch diese Übernachtungsmöglichkeit mit ins Repertoire auf.
Da Anton hier noch zur Post will, ziehen wir wieder zu zweit weiter.
Der Weg führt sehr bald auf Wirtschaftswegen zwischen Maisfeldern hindurch. Überall können wir in einigem Abstand eindrucksvolle Bewässerungsanlagen bei ihrer Arbeit sehen. Aber plötzlich entdecken wir vor uns, dass eine von ihnen mit ihrem kräftigen Wasserfächer auch unseren Weg flutet. Da sie dies in einem kreisförmigen Zyklus tut, versuchen wir den optimalen Zeitpunkt zum Durchlaufen zu erwischen. Aber der Streckenabschnitt ist einfach zu lang, und so bekommen wir eine bei dieser Wärme gar nicht so unwillkommene Abkühlung. Fast sind wir geneigt, noch ein zweites Mal hindurch zu laufen. Nur kurz darauf kommen wir an eine Weggabelung, an der auf die Herberge hingewiesen wird, von der uns Anton zuvor berichtete. Wir beschließen, uns das Etablissement mal anzusehen. Und bereits als wir auf das Gehöft zugehen, ist es beschlossene Sache: Hier bleiben wir – wenn da noch etwas frei ist. Das kleine Anwesen macht einen sehr idyllischen Eindruck und liegt mitten im Grünen. Auf unserer Suche nach jemand Zuständigem, tritt uns aus einem der Gebäude Traugott entgegen. Er ist sich nicht ganz sicher, ob da noch etwas frei sei – vor allem, da ja auch noch Anton kommen wird und dieser bereits reserviert hat. Aber nur kurze Zeit später heißt uns die Herbergsmutter herzlich willkommen. Wir werden kurz herumgeführt und bekommen noch das Angebot, dass sie sich unserer Wäsche annimmt, was uns sehr gelegen kommt.
Das zweite Zimmer, das es da noch gibt, weist sie uns leider nicht zu, da es für Reitgäste reserviert ist. Und so kommen wir zusammen mit Traugott und Anton in dem anderen Schlafraum unter.
Traugott, Anton, der inzwischen auch eingetroffen ist, und ich haben uns wieder für die Halbpension entschieden. Steffi hingegen begnügt sich mit einer Suppe, die sie noch bei sich hat. Wir genießen das Abendessen alle draußen unter einem hohen Dach zwischen zwei Gebäuden. Es gibt einen Aperitiv, einen sehr leckeren Salat als Vorspeise sowie eine großartige Lasagne als Hauptgericht. Mit uns am Tisch sitzt außer der Besitzerin auch noch ein junges, französisches Paar, das hier seinen Reiturlaub macht. Der Weinbrand, den uns die Hausherrin kredenzt, begeistert uns alles so sehr, dass Anton noch eine weitere Flasche davon bestellt und unter uns aufteilt. Ich glaube, wir können alle von uns behaupten, dass wir hier gerade einen unserer schönsten Abende des bisherigen Caminos bzw. Reiturlaubes verbringen.
Als sich nach und nach alle auf ihre Zimmer zurückgezogen haben, sitzen am Ende nur noch Steffi und ich am Tisch. Wir organisieren uns noch das eine oder andere Bier aus dem vom Haus frisch aufgefüllten Kühlschrank der Gemeinschaftsküche. Inzwischen ist es draußen dunkel geworden, und angezogen vom Licht unserer Lampe treffen immer mehr recht eindrucksvoll große Insekten ein und bevölkern die Wand rund um den Leuchtkörper. Bei näherem Hinsehen stellen wir fest, dass es sich um Hornissen handelt. Aber da sich dieses Treffen friedlich und in einigem Abstand zu uns abspielt, sind wir ganz entspannt und beobachten dieses offenbar recht soziale Treiben mit großem Interesse. Irgendwann stellen wir fest, dass es nicht gerade sinnvoll ist, bei einer wieder so sternenklaren Nacht unter einem Dach zu sitzen, und so ziehen wir mit unseren Stühlen nach draußen.
Erst gegen halb drei beenden wir diesen wunderbaren Abend und ziehen uns leise aufs Zimmer zurück.
(über die Sitemap lassen sich die Tage gezielt aufrufen)