Argagnon → Navarrenx
→ 26 Kilometer
↑ 171 Meter
Donnerstag, der 05.08.2010
Gestern Nachmittag fragte uns der Herr des Hauses noch, wann wir denn so in der Regel morgens losziehen würden. Ich gab an, dass wir schätzungsweise gegen 9:00 Uhr aufbrechen. Als es 9:00 Uhr ist, sind es gerade mal unsere Augen, die auf sind. Trotzdem lassen wir uns Zeit. Zum Einen macht es nicht gerade den Eindruck, als würde jemand auf uns warten. Und zum Anderen trennen wir uns natürlich nur sehr ungern von dieser Unterkunft. Als wir das Anwesen dann doch irgendwann verlassen, begegnen wir niemandem. Es sind auch bis zum Schluss keine weiteren Gäste aufgetaucht.
Der nächste Ort ist nur 2 km entfernt. Wir beschließen hier eine kleine Runde zu drehen, um uns ein wenig mit Proviant einzudecken und vor allem natürlich zu frühstücken. Leider ist der einzige Laden hier gleich für eine längere Zeit geschlossen. Gut, dass wir gestern nicht auf diesen für unser Abendessen gebaut, sondern uns schon vorher versorgt hatten!
Eine Bar gibt es aber (→ SV). Wir setzen uns nach draußen und lassen uns recht schnell dazu überreden, ein Sandwich mit dem regionalen Käse zu nehmen. Eine sehr gute Wahl. Apropos Entscheidung: Ich habe zwischenzeitlich beschlossen, diesen Camino in Roncesvalles zu beenden. Das ist dann zwar nicht mehr ganz Pamplona, aber das würde nun auch langsam etwas knapp werden. Dafür laufe ich in jedem Fall noch mal die ersten Kilometer, meines ersten Caminos. Und da diese durch die Pyrenäen führen, sind es die zugleich spektakulärsten. Dieser Plan mischt sogar ein wenig Vorfreude in das leichte Unbehagen vor dem Ende dieses Weges.
Wir schlendern durch die immer hügeliger werdende Landschaft unter einem Mix aus Sonne und Wolken. Plötzlich sehen wir in einigem Abstand vor uns einen kleinen Rastplatz, auf dem ein Pilger eine Pause macht. Wir erkennen sehr schnell, dass wir diesen älteren Herrn kennen. Wir gesellen uns für einige Zeit zu ihm, ehe wir dann zu dritt weiterziehen.
Nur einen Kilometer weiter treffen wir in Sauvelade ein. Hier will Traugott seinen Tag beenden und checkt in der Herberge direkt neben der bemerkenswerten Kirche ein. Da es hier auch eine Bar gibt, machen Steffi und ich ebenfalls eine Pause. Und so sitzen wir noch einmal zu dritt zusammen. Sehr wahrscheinlich zum letzten Mal, denn Traugott wird von nun an nur noch kleinere Etappen machen als wir. Zwar wird der Zug, den er von St. Jean-Pied-de-Port nehmen will, eventuell auch der meine sein, nur dass ich ja vorher noch eine Tagesetappe weiter will. Das Sandwich, das ich hier bekomme, besteht zur Abwechslung mal aus einer mächtigen Scheibe Graubrot mit einer nicht minder imposanten Scheibe Käse dazwischen. Als ich satt bin und die Biere geleert sind, verabschieden wir uns von Traugott und ziehen weiter.
Bei Navarrenx handelt es sich nach längerer Zeit mal wieder eine größere Stadt. Die Wahrscheinlichkeit, dort wieder eine Herberge wie in den letzten Tagen zu bekommen, ist zwar äußerst gering, aber ein wenig Hoffnung haben wir aber trotzdem noch: Laut Wanderführer soll sich da eine private Gité außerhalb des Ortskerns befinden.
Wir sind gerade dabei, diese zu suchen, da hält plötzlich ein Auto neben uns. Die Fahrerin informiert uns darüber, dass wir uns den weiteren Weg sparen können, weil die Herberge bereits voll sei, und wir lieber direkt die kommunale Gité in der Stadt ansteuern sollten.
Wir glauben ihr und peilen direkt das Zentrum der Stadt an. In einer Einkaufsstraße weist ein Aufsteller darauf hin, dass hier in der Bar die Verwaltung der Pilgerherberge stattfindet. Also treten wir ein und fragen nach zwei Betten. Wir haben Glück – und zwar großes, denn wir bekommen die letzten zwei Betten. Wieder einmal frage ich mich, wo plötzlich all die Pilger herkommen.
Die Gité communal befindet sich ebenfalls in der Hauptstraße und wir beziehen unser Vierbettzimmer im 2. Stock des Hauses (→ SV). Außer uns nächtigen hier noch 2 junge Franzosen mit denen wir auch schon in der vorletzten Nacht in dem Einzelhaus untergekommen sind. Nachdem unsere Betten bezogen sind, suchen wir einen Supermarkt auf. Und da wir mal wieder „zu Hause“ schlemmen wollen, besorgen wir uns einen sehr günstigen 3er-Pack TK-Pizzen, Sahnepudding sowie Chips und Bier. Was will man mehr!? Die Pizzen müssen wir uns in einer sehr einfachen Pfanne fertig machen. Aber das hat sich ja schon mal bewährt. Danach machen wir uns auf, noch einmal durch die Straßen zu ziehen, in denen offenbar gerade ein Stadtfest beginnt. Bereits vom Flurfenster aus beobachten wir eine ganze Zeit lang eine Gruppe, die in einer Art Innenhof traditionelle Tänze aufführt. Als wir das Gebäude verlassen, ist es inzwischen dunkel. Wir schlendern die Straße entlang, die inzwischen gefüllt ist mit Ständen, Buden und vor allem mit Menschen.
(über die Sitemap lassen sich die Tage gezielt aufrufen)