Pouylebon → Marciac
→ 20 Kilometer
↑ 128 Meter
Dienstag, der 25.07.2014
Wenn ich etwas auf Caminos wirklich schon länger nicht mehr hören kann und will, dann ist es „So ein extremes Wetter gab’s hier noch nie!“!
Nun habe ich mein Zelt gerade erst zwei Mal benutzt und es gab, seit dem ich auf dem Weg bin, zwei Nächte mit heftigen Gewittern!
Andere führen Regentänze auf. Ich benutze mein Zelt!
Nun ist es aber im Gegensatz zum letzten Mal an diesem Morgen trocken – was ich vom Großteil meiner Sachen nicht sagen kann.
Ich versuche das natürlich zu ändern, aber in einer Luftfeuchtigkeit, bei der selbst die Hände chronisch klamm sind, macht das wenig Sinn!
Und so raffe ich mal wieder alles wie es ist zusammen, bekomme noch zwei belegte Baguettes mit, und ziehe los.
Im nächsten Ort läuft auf einmal ein ziemlich großer Hund in einigem Abstand parallel zu mir. Irgendwann kommt er näher, inspiziert mich und läuft von da an neben mir her. Mal läuft er voraus, mal hinterher. Aber er weicht mir nicht mehr von der Seite – mehrere Kilometer weit!
Er hat zwar ein Halsband mit einer Marke, nur nützt mir das im tiefen Wald relativ wenig.
Ich beschließe aber beim nächsten Anwesen mal anzuklingeln, um von dort den Besitzer zu verständigen.
Direkt, als ich den Wald verlasse, bietet sich diese Gelegenheit.
Während ich dort klingle, tobt mein neuer Begleiter bereits mit dem Hund des Hauses im Garten.
Es kommt ein Mann aus der Terrassentür. Ich schildere mein Problem. Er kann zwar kaum Englisch, versteht aber und deutet an, ich solle einfach weitergehen, der Hund wäre ja jetzt mit seinem eigenen beschäftigt, und er kümmere sich dann darum.
Erleichtert ziehe ich von dannen – bis ich wieder das Klingeln eines Halsbandes hinter mir vernehme!
So ein Mist!
Vor allem, weil ich ab jetzt erst mal auf Straßen unterwegs bin, und das Tier läuft wie es will – vorzugsweise quer vor Autos, deren Fahrer mich natürlich vorwurfsvoll angucken.
Also wieder zurück zu dem Haus!
Dort erfahre ich, dass der Besitzer bereits verständigt ist und mir mit dem Auto entgegen kommt.
Und tatsächlich hält nur wenige Minuten später ein kleiner Kastenwagen neben mir, aus dem ein Mann und eine Frau aussteigen. Sie sind sehr freundlich – auch zu ihrem etwas treulosen Hund. Sie erzählten mir, dass das schon häufiger vorkam. Das läge wahrscheinlich an meiner blauen Hose! Die würde er lieben!
Aha!?
Nicht sehr viel später registriere ich, dass es um mich herum immer dunkler wird. Und kurz darauf ist mal wieder Poncho-Time!
Nur leider hält dieser dem, was da runter kommt, nicht lange Stand.
Über mir ergießt sich ein sintflutartiger Regen!
Aber auch das lässt sich noch steigern, indem sich daraus ein weiteres Gewitter entwickelt. Und ich befinde mich gerade auf freiem Feld auf dem Kamm eines kleinen Berges!
Zum Glück blitzt und kracht es immer nur in einem gesunden Abstand zu mir.
Weniger gesund ist das Gurgeln des Wassers in meinen Schuhen!
Heute sollten es wohl keine 40 km werden.
Dementsprechend froh bin ich, als ich in der Pilgerherberge (→ SV) von Marciac eintreffe und erst mal eine heiße Dusche nehmen, meine Sachen zum Trocknen ausbreiten und eine Kaffee trinken kann!
Was man doch für eine Dankbarkeit für die kleinen Dinge entwickeln kann!
Mit dem Tag bin ich durch!
Nebenbei ist genau hier heute Vormittag die Tour de France durchgekommen.
Die werden auch ihren Spaß gehabt haben!
(über die Sitemap lassen sich die Tage gezielt aufrufen)