Camino Nordfrankreich (Tag 20)

 

Nuits-Saint-Georges → Meursault


 → 29 Kilometer
↑ 100 Meter

Donnerstag, der 02.08.2012

 

Nuits-Saint-Georges
Nuits-Saint-Georges

Ausgerechnet heute, wo ich mal direkt in meiner Unterkunft meinen Start-Kaffee zu mir genommen habe, passiere ich nur kurz nach meinem Aufbruch einen urigen Teil der Stadt mit zahlreichen, netten Cafés!
Nach dem Verlassen der Stadt führt der Camino viele Kilometer an einem Weinberghang entlang. Immer in Sicht- und Hörweite: die Landstraße nach Beaune, das auch auf meiner Route liegt.
Gerade, als der Weg mal dann doch etwas uneindeutig wird, treffe ich plötzlich wieder auf Renate und Nadja. Sie machen gerade eine Pause und weisen mich, wie bereits gestern, auf den etwas versteckten Weg hin, auf dem es von hier aus weitergeht.
Mit Beaune passiere ich die erste größere Stadt seit Straßburg. Und natürlich gibt es hier im Altstadtteil einen Café au Lait sowie ein heißes mit Schinken und Käse belegtes Croissant. Während ich draußen vor dem Café sitze, spricht mich ein vorbeiziehendes, älteres Paar an und wünscht mir einen guten Weg. An den Stichworten “Chemin” und “Saint Jacques” erkenne ich, wie an einem Nachbartisch Eltern ihrem Kind auf Französisch erklären, was es mit mir auf sich hat.
Und auch später an der Kirche werde ich von einem älteren Herrn auf den Weg hin angesprochen. Der Camino scheint doch populärer zu sein, als die Infrastruktur es vermuten lässt.
Bei meinem ebenfalls schon obligatorischen Besuch im Office de Tourisme sichere ich mir die Übernachtung für die morgige Nacht. Hier bin ich mit 8,- € dabei, und die Dame vom Office erklärt mir fast entschuldigend, dass da kein Frühstück inbegriffen sei.

Weinberghütte
Weinberghütte

Entgegen meiner Information zieht sich die Strecke zu meinem Zielort doch etwas länger hin. Aber nach 28 km stehe ich dann vor dem Haus, das in etwa der Adresse entspricht, die da auf meinem Zettel steht. Ganz sicher bin ich mir aber noch nicht. Also frage ich einen älteren Herrn, der gerade auf dem Grundstück unterwegs ist. Ich zeige ihm meinen Zettel, und er ruft seine Frau von der Hochterrasse im ersten Stock herunter.
Sie bittet mich, kurz zu warten, verschwindet im Haus und zeigt mir dann kurz darauf den Weg zu meinem Zimmer.
Da der Raum recht umfangreich möbliert ist, vermute ich, dass es sich um ein ehemaliges Jugendzimmer handelt.
Meine Gastgeberin erweist sich als äußerst redselig! Nun bin ich ja der französischen Sprache alles andere als mächtig! Aber hier kommt noch erschwerend hinzu, dass sie einen undefinierbaren Mix aus Französisch, Englisch mit einem, wie ich vermute, spanischen Akzent spricht. Dementsprechend verstehe ich wirklich so gut wie kein Wort! Da sie währenddessen aber immer wieder das eine oder andere Bild aus dem Regal nimmt und auf einzelne Personen zeigt, kann ich zumindest davon ausgehen, dass es sich nicht um relevante Informationen für meinen Aufenthalt hier handelt.
Obwohl ich mich gerade nach nichts mehr sehne, als nach einer Dusche, komme ich dem Wunsch nach, sie in die Küche zu begleiten. Sie gibt mir ein Stück Kuchen sowie einen Joghurt und führt ihre Erzählungen fort. Was ich verstehe, ist, dass sie einen Bruder in Deutschland hat. Genau genommen heißt er Stephan und wohnt in Hamburg… Dann steht sie auf, holt das Telefon und ruft jemanden an. Sie spricht Spanisch und übergibt mir dann plötzlich den Hörer. Ok. Das wird wohl der Bruder sein. Also eröffne ich das Gespräch auf Deutsch. So kurios diese Situation auch im ersten Augenblick ist, sie erweist sich auch als äußerst hilfreich! Immerhin habe ich nun einen Dolmetscher an der Hand, der die doch noch offenen Fragen für meinen Aufenthalt klären kann. Und so erfahre ich unter anderem, dass es heute Abend hier noch etwas zu essen geben wird: Pommes Frites und Spiegeleier. Die spanische Herkunft dieser Familie lässt sich wirklich nicht leugnen.
Dann kann ich endlich duschen! Oder besser gesagt, wasserstrahlen, denn das Wasser kommt nur noch aus 3, 4 Düsen – das aber umso schärfer!
Anschließend geselle ich mich wieder zu meinen Gastgebern, die nach wie vor sehr kommunikativ sind. Dabei geben sich wirklich sehr viel Mühe! Aber auch ein langsamer sprechen oder aufschreiben hilft mir leider nicht weiter! Erschwerend kommt hinzu, dass mein digitaler deutsch-französisch-Übersetzer mit Spanisch nicht allzu viel anfangen kann.
Da die Beiden ja über eine Telefonflatrate nach Deutschland verfügen, bieten sie mir irgendwann an, dass ich doch meine Eltern anrufen könne. Da es aber inzwischen 21:30 Uhr ist und ich auch sonst nie von einem Camino zu Hause angerufen habe, lehne ich dankend ab.
Als sie aber kurz darauf ihr Gästebuch zeigen und ich auf einer Seite einen Eintrag entdecke, der von Barbara und Rolf aus Hamburg unterschrieben wurde, verstehe ich das als ein Zeichen und nehme das Angebot doch an.
Ich erreiche meine doch etwas überraschten Eltern und erzähle Ihnen unter anderem von dieser kleinen Anekdote.
Meinen Gastgebern habe ich bis zum Schluss nicht wirklich erklären können, dass dieser Anruf nicht dazu diente, zu klären, ob meine Eltern den Eintrag in dem Buch hinterlassen haben.

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(über die Sitemap lassen sich die Tage gezielt aufrufen)

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