Camino via Podiensis (Tag 06)

 

Aumont-Aubrac → Nasbinals


 → 26 Kilometer
↑ 184 Meter

Montag, der 12.07.2010

 

das Aubrac
das Aubrac

Die Nacht war nicht so optimal. Auf dem Boden schlafen ist halt nicht mein Ding.
Als ich an der Küche im Erdgeschoss vorbeikomme, sind da bereits wieder die Ladys und trinken Kaffee. Ich verabschiede mich von ihnen und suche noch hier im Ort eine Bäckerei auf, um mich dort mit zwei frischen belegten Baguettes für unterwegs zu versorgen. In der Bar von gestern gibt’s noch einen Kaffee, und dann geht es weiter.
Nach wenigen Kilometern unterquere ich das erste Mal eine Autobahn. Bei einem Blick in die Karte stelle ich fest, dass ich sie bereits diverse Male auf meinen Wegen nach Carcassonne gefahren sein muss.
Ebenfalls erwähnenswert ist, dass ich meinen 100sten km überschreite, was ich mit einem Café au lait würdige.
Mein Buch weist bereits darauf hin, dass der heutige Abschnitt der wohl schönste dieser Region ist. Und tatsächlich hat die Landschaft etwas sehr reizvolles, fast mystisches. Sie mutet ein wenig irisch an. Scheinbar endlos schlängeln sich alte, flache Steinmauern und Zäune parallel zum Weg durch die hügeligen Wiesen. Und überall thronen riesige Felssteine.
Was mir aber auch nicht entgeht, ist die dunkle Wolkenfront, die immer näher zu kommen scheint. Im Augenblick unterstreicht sie zwar noch sehr schön die melancholische Stimmung dieser Gegend, aber in Kürze könnten sie natürlich den bereits angekündigten Regen liefern.
Nachdem ich eine alte steinerne Bogenbrücke überquert habe, überlege ich, ob ich die bevorstehende Einkehrmöglichkeit noch mal nutzen sollte, um so das eventuell anstehende Gewitter auszusitzen. Aber als ich sehe, dass diese geschlossen ist, bleibt mir gar nichts anderes übrig, als die verbleibenden ca. 5 km direkt zu Ende zu bringen.

Notre-Dame de la Carce in Nasbinals
Dame de la Carce in Nasbinals

Als ich Nasbinals erreiche, haben sich die Wolken wieder buchstäblich in Luft aufgelöst.
Auf meinem Weg zur Herberge stelle ich bereits fest, dass man es in diesem Ort offenbar ganz gut aushalten kann.
In der Gîte (→ SV) halten sich zwar schon einige Pilger auf, aber trotzdem kann ich abermals im oberen Geschoss unter allen noch freien Betten wählen. Es handelt sich hierbei um recht robuste Einzelbetten die sogar über eigene Nachttische verfügen. Der Preis für diese sehr nette Bleibe: 11,50 €.
Ich wähle das Bett in der hinteren Ecke, richte mich häuslich ein und mache mich dann daran, den Ort mit seiner recht imposanten Notre-Dame de la Carce zu erkunden. Aber als erstes suche ich den kleinen Supermarkt (→ SV) auf und organisiere mir für zusammen gerade mal 2,- € zwei Sandwiches und eine große, kalte Dose Bier.
Mit dieser Beute setze ich mich in den Schatten eines Baumes neben den Brunnen an der Kirche.
Es ziehen so einig Pilger an mir vorbei. Irgendwann kreuzen auch Fabienne & Co. auf. Sie informieren mich darüber, dass sie gegen 19:30 Uhr hier im Restaurant einkehren wollen. Sehr gut. Da schließe ich mich doch gern an.
Zuvor suche ich aber noch ein weiteres, Café (→ SV) auf, vor dem ich abgesehen vom Standardprogramm, tatsächlich etwas sehr ungewöhnliches mache: Ich schreibe ein paar Postkarten. Das erste mal überhaupt auf einem Camino! Aber hier herrscht heute eine so relaxte Atmosphäre, dass es einer klassischen Urlaubsstimmung gleichkommt. Und dazu gehören halt auch Postkarten!

In dem Restaurant sitzen wir dieses Mal mit diversen Pilgern an einem langen Tisch. Ich bestelle mir wieder ein „Irgendwas“ de Saint-Jacques, und die meisten von den anderen kämpfen später mit großen Mengen von geschmolzenem Käse.
Gegen 22:00 Uhr verlassen wir alle die Gaststätte wieder. Ich nutze den noch leicht schimmernden, dunkelblauen Himmel, um einige stimmungsvolle Bilder von der Kirche zu machen.
Als ich in „mein“ Zimmer zurückkehre sehe ich, dass ich nicht mehr allein bin. Gleich im ersten Bett liegt ein mir unbekannter Mann, dem ich irgendwie sofort ansehe, dass er nicht die ganze Nacht so ruhig bleiben wird, wie er es zurzeit noch ist.

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