Camino via Podiensis (Tag 28)

 

Arzacq-Arraziguet → Arzacq-Arraziguet


 → 18 Kilometer
↑ 115 Meter

Dienstag, der 03.08.2010

 

Arzacq-Arraziguet
Arzacq-Arraziguet

Die beiden Französinnen machen sich sehr rücksichtsvoll fertig und verlassen recht früh das Zimmer. Wir brauchen noch eine ganze Zeit, bevor auch wir aufstehen und uns startklar machen.
In einer uns noch unbekannten Bar bekommen wir ein sehr gutes Sandwich. Danach suchen wir noch eine Boulangerie. Da wir nicht direkt fündig werden, fragen wir einen Passanten danach. Er bittet uns, ihm einfach zu folgen. Nur wenige Häuser weiter schließt er eine kleine Bäckerei auf und versorgt uns mit frischen Baguettes. Und so verlassen wir bei wieder wesentlich freundlicherem Wetter dieses kleine doch recht nette Städtchen. Direkt dahinter stoßen wir auf einen See, denn es zu einem kleinen Teil zu umrunden gilt. Plötzlich prasseln durch die Baumkronen, unter denen wir gerade laufen, dichte, dicke Wassertropfen. Dieses Mal handelt es sich aber nicht wieder um eine plötzlich auftauchende Regenfront, sondern um den Strahl einer offenbar überdimensionalen Sprinkleranlage, die hier ihre gigantische Runde dreht. Wie schon vor einigen Tagen gilt es wieder mal, das Timing zu studieren und im richtigen Augenblick loszulaufen. Dieses Mal gelingt es uns. Aber nur sehr knapp! Und als wir uns umdrehen ist der Weg wieder komplett in den künstlichen Niederschlag eingetaucht, der sogar einen Regenbogen bildet.

nette Details am Wegesrand
nette Details am Wegesrand

Im Vergleich zu den letzten Tagen, ist der heutige mal wieder von einer gewissen Leichtigkeit geprägt. Daran ändert auch ein Umweg von gut 2 km nichts. An irgendeiner Stelle müssen wir offenbar einen Abzweig verpasst haben. Wir machen einige Pausen. Eine davon an einem kleinen Berghang. Von hier aus können wir das erste Mal in der Ferne die Silhouette der Pyrenäen erkennen. Von jetzt habe ich also mein Ziel buchstäblich vor Augen. Wie auch schon auf den anderen Caminos hat dieses Gefühl für mich eher etwas Beklemmendes. Aber noch liegen ja einige Tage vor mir. Und ich bin seit kurzem von der Option fasziniert, eventuell noch ein kleines Stück meines ersten Caminos zu laufen. Vielleicht ja sogar bis nach Pamplona. Dann müsste ich die Etappen jetzt allerdings doch noch mal etwas straffen. Mal sehen.

Nach gut 20 km haben wir den kleinen Ort erreicht, in dem wir eventuell für heute bleiben wollen. Trotzdem machen wir an dessen Eingang noch mal eine Pause in dem Garten eines Cafés. Die Herberge befindet sich tatsächlich nur zwei Straßen weiter und wirkt wie ein normales Einfamilienhaus. Wir sind uns noch nicht sicher, ob wir hier schon stoppen wollen. Also gehen wir erst mal nur um das Gebäude herum. Es ist umgeben von einem großen Garten. Und auf seiner Rückseite verfügt es über eine Terrasse mit Liegestühlen. Auf einem von ihnen liegt ein uns wohl vertrauter älterer Herr. Traugott hat sich hier offenbar bereits häuslich niedergelassen. Wir begrüßen uns alle ganz erfreut. Er lässt uns wissen, dass er hier bislang noch niemanden angetroffen hätte. Allerdings würde da im Flur ein Zettel hängen, dass hier bereits für 4 Personen reserviert sei. Er selbst hat sich jetzt aber einfach mal auf Gutglück ein Doppelzimmer geschnappt. Auch wir sehen uns in den wirklich sehr familiär wirkenden Räumen um. Es gibt noch einige Räume mit drei Betten sowie ein weiteres Doppel- und ein Einzelzimmer. Aus irgendwelchen Gründen ist Steffi noch nicht ganz sicher, ob sie hier bleiben möchte. Unter anderem hat sie keine Zigaretten mehr, und der nächste Ort in gut 4 km soll über einen kleinen Laden verfügen, im Gegensatz zu diesem hier. Ich für meinen Teil finde die Gité aber wieder mal recht ansprechend und tendiere dazu, hier zu bleiben. Außerdem weist ein Zettel darauf hin, dass es auf dem Hof gegenüber die Möglichkeit gibt, Produkte aus eigener Produktion zu bekommen. Während Steffi duscht kreuzt die Herbergsmutter zusammen mit noch zwei weiteren Pilgern auf. Und nach ein wenig hin und her steht fest, dass Steffi und ich ein Dreibettzimmer für uns bekommen. Nachdem das geklärt ist gehen wir beide zusammen mit Traugott rüber zu dem Hofladen. Wobei Laden es nun wirklich nicht trifft. Nachdem uns die Dame des Hauses eingelassen hat, finden wir uns in einer rustikalen Küche wieder. Steffi zu Liebe entscheiden wir uns, rein vegetarisch zu kochen. Nudeln, Käse, Zucchini, Zwiebeln, Tomaten, Eier und natürlich Wein. Kurz: Es gibt hier keine Dosenravioli. Traugott übernimmt die Kosten und wir revanchieren uns, indem wir kochen. Wir alle sind begeistert von dem, was wir da aus diesen einfachen Zutaten zaubern. Als wir fertig sind, setzen wir uns ins Wohnzimmer und leeren die zweite Flasche Wein. Meine Frage, ob ich noch eine dritte besorgen soll, ist eher rhetorisch. Immerhin kostet so eine Flasche gerade mal 1,50 €, und die Quelle ist direkt auf der anderen Straßenseite. Als ich mit der Flasche wieder zurück bin, beschließen Steffi und ich, uns noch mal ein nettes Plätzchen etwas außerhalb der Häuser zu suchen, denn am Himmel kündigt sich ein eindrucksvoller Sonnenuntergang an. Wir melden uns bei Traugott ab, der auch gerade draußen ist, um einige Fotos vom Farbenspiel am Himmel zu machen. Da er bereits die Reste des letzten Weines nur noch unter Steffi und mir aufgeteilt hatte, nehmen wir die neue Flasche guten Gewissens mit uns. Wir müssen nur einige hundert Meter weit laufen, da haben wir den den Rand der Ortschaft erreicht und betreten ein Feld mit in Reihe gestapelter Heuballen. Wir machen es uns darauf gemütlich und genießen einen weiteren großartigen Sonnenuntergang.

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(über die Sitemap lassen sich die Tage gezielt aufrufen)

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