Camino Nordfrankreich (Tag 15)

 

Recologne-lès-Rioz → Gy


 → 24 Kilometer
↑ 185 Meter

Samstag, der 28.07.2012

 

bei Recologne-lès-Rioz
bei Recologne-lès-Rioz

Zu meinen schon obligatorischen Erkältungsbeschwerden kamen in der Nacht noch das angekündigte Gewitter sowie eine sehr weiche Matratze hinzu! Trotzdem fühle ich mich einigermaßen fit, als wir uns gegen 8:30 Uhr zum Frühstück versammeln. Wie auch gestern Abend schon, gibt es wieder Produkte aus dem Garten sowie Milch aus eigener Produktion. Als wir fertig sind, nehmen wir noch dankbar das Angebot an, uns ein paar Sandwiches für unterwegs fertig zu machen. Bei der aktuellen Infrastrukturlage könnte man diese fast schon mit Gold aufwiegen!
Danach brechen wir gemeinsam auf. Das nächtliche Gewitter hat für die heiß ersehnte Abkühlung gesorgt. Und auch sonst ist das Wetter aktuell eher durchwachsen.
Wir sind noch gar nicht so lange unterwegs, da bemerke ich anhand meiner Karte, dass wir offenbar einen Abzweig verpasst und somit gut einen Kilometer umsonst an der Landstraße entlang marschiert sind! Also wieder zurück! Schließlich finden wir den wirklich leicht zu übersehenden Pfad und tauchen mal wieder in einen Wald ein.
Nach einiger Zeit setze ich mich langsam wieder etwas nach vorn ab.
Die heutige Etappe ist überwiegend von Wäldern geprägt, was mir theoretisch sehr gelegen kommt, da die Sonne inzwischen wieder recht wirkungsvoll scheint. Nur leider gibt es hier nicht nur Schatten sondern auch Invasionen von unglaublich aggressiven Stechfliegen!
Als ich irgendwann endlich mal wieder einen lebensrettenden Waldrand erreiche, holt mich auch Francis wieder ein. Wir beschließen, gemeinsam eine Pause einzulegen.

Bucey-lès-Gy
Bucey-lès-Gy

Anschließend ziehe ich erst einmal wieder etwas voraus. Es dauert noch einige Zeit, dann erreiche ich eine Ansiedlung von Häusern, von der ich denke, dass sie unser heutiges Etappenziel ist. Allerdings ist der Ort doch deutlich kleiner, als ich es erhofft hatte. Nach der heiß ersehnten Infrastruktur sieht das hier jedenfalls nicht aus. Aber als ich dann eine kleine Runde durch die wenigen Straßen gezogen habe, stelle ich fest, dass der Ortsname zwar irgendetwas mit Gy ist, es sich aber nicht um das Gy handelt. Also wieder zurück auf den Weg. Gerade als ich diesen erreiche, holt mich auch Francis wieder ein.
Wir laufen seit einiger Zeit in einigem Abstand an einer Landstraße entlang, da hält plötzlich neben mir ein Auto. Der Fahrer versucht mir durchs offene Fenster irgendwas zu sagen, von dem ich aber leider, sprachlich bedingt, kein Wort verstehe. Irgendwann gibt er auf und fährt weiter. Nur kurz darauf kommt aus der Gegenrichtung ein voll besetztes Fahrzeug. Auch hier signalisiert mir die Fahrerin irgendetwas durch die geschlossene Scheibe. Sie versucht ihren Beifahrer zu wecken, vermutlich um ihn unterstützend hinzuzuziehen. Da er aber nicht reagiert, resigniert auch sie und fährt davon. Ich werde leider nie erfahren, was diese kuriosen Auftritte zu bedeuten hatten.
Beim nächsten, jetzt auch etwas größeren Ort, handelt es sich dann wirklich um Gy.
Die für uns reservierte Unterkunft befindet sich an der Hauptstraße des Ortes (→ SV). Da es noch eine Weile dauern könnte, bis auch Francis hier eintrifft, checke ich schon mal ein. Die sympathische, junge Frau zeigt mir eine kleine, nette Ferienwohnung mit zwei Schlafzimmern.
Nachdem auch Francis eingetroffen ist und wir jeweils unser Schlafzimmer bezogen haben, frage ich sie, ob sie irgendwo ein Café gesehen hätte. Woraufhin sie mir antwortet: „Ja, hinter der Mikrowelle.“
„Nein. Ich meine eines, in das man einkehren kann!“
Hatte sie nicht. Aber sie meint, wenn ich einen Augenblick warte, könnten wir uns ja zusammen auf die Suche machen. Gesagt, getan.
In unmittelbarer Nähe der Herberge werden wir fündig. Francis bestellt sich einen Kakao und ich mir ein Bier sowie den heiß ersehnten petit Café au Lait.
Irgendwann löst sich einer der offenbaren Stammgäste aus seiner Herrengruppe und kommt zu uns herüber. Es ist nicht zu übersehen, dass er hier heute schon etwas mehr Zeit verbracht hat. Von daher bin ich sehr froh, dass ich seine Fragen nicht verstehe und er diese deswegen ausschließlich an Francis richtet. Mich würdigt er dabei nur in seinen Pausen leicht schwankend mit einem glasigen Blick.
Auf einem Camino nach Tagen in der Pampa einen großen Supermarkt aufzusuchen, hat eigentlich immer buchstäblich schwere Folgen. Und so verlasse ich diesen wieder mit einer Packung mit 12 Schokocroissants, ebenso vielen Müsliriegeln, einem 1-Liter-Trinkjoghurt, einer großen Dose Bier, zwei Bananen sowie einer neuen Sonnenmilch.
Wieder in der Herberge, mache ich mich langsam daran, aus unseren überschaubaren Zutaten ein Abendessen zuzubereiten. Francis füllt Wasser in den Topf und bereits vorm Einschalten des Herdes ist ihr Support dann auch schon wieder beendet, da sie es nicht so mit Gasherden hat – und mit dem Kochen im Allgemeinen wohl auch nicht.

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(über die Sitemap lassen sich die Tage gezielt aufrufen)

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