Camino via Podiensis (Tag 33)

 

Nähe Utxiat → Hounto


 → 22,4 Kilometer
↑ 330 Meter

Sonntag, der 08.08.2010

 

Blick aus dem Schlafsack
Blick aus dem Schlafsack

Den Rest der Nacht der Nacht haben wir ohne weitere Besuche verbracht – zumindest nicht, dass wir wüssten, denn wir haben erstaunlich gut geschlafen. Dank mehrschichtiger Bekleidung ist es nicht mal kalt gewesen. Gegen 8:30 Uhr schälen wir uns langsam aus unseren Schlafsäcken. Die nach wie vor überragende Aussicht wird zwar von einem sonnigen Morgenlicht geflutet, aber es machen sich auch sehr dicke Wolken über uns breit. Und das führt uns vor Augen, dass wir diese Nacht durchaus auch von Regen hätten überrascht werden können. Und dem wären wir hier fern ab von allem hoffnungslos ausgeliefert gewesen. Umso mehr wissen wir diese ungewöhnliche Nacht zu schätzen.
Nachdem alles zusammengerafft ist, machen wir uns auf den Rückweg nach unten und auf die letzten 15 km vor St. Jean-Pied-de-Port, meinem ursprünglichen Ziel dieses Caminos.

bei Mongelos
bei Mongelos

Zunächst führt der Weg noch eine Weile an der Landstraße entlang, bevor er diese nach links auf einen Feldweg verlässt.
Nach 3 km kommen wir in eine kleine Ortschaft, in der es auf einem Hof mal wieder einen Pilgerstopp gibt. Wir treffen hier sogar auf ein paar Weggefährten. Allerdings alles neue Gesichter. Was wir leider nicht mehr sehen, ist etwas von dem offenbar einst recht üppigen Angebot an Verpflegung. Die ganzen Schalen, Teller und Boxen sind so gut wie leer. Aber einen guten Kaffee bekommen wir noch. Außerdem ist noch Graubrot übrig und die Besitzer reichen uns etwas Kuchen nach. Wir kommen mit den drei älteren Französinnen ins Gespräch. Die eine von ihnen spricht sogar etwas Deutsch. Sie werden in St. Jean ihren Weg beenden, bzw. die eine von ihnen beendet ihn, so wie ich, in Roncesvalles. Wir kommen auf unsere Sorge zu sprechen, dass die Herberge in Hounto, in der wir heute unterkommen wollen, voll sein könnte. Immerhin wird diese in erster Linie von den St. Jean-Startern angesteuert, die die Pyrenäen in zwei Etappen machen wollen. Und da diese gerade mal 5 km zurücklegen müssen (wenn auch sehr steile), dürften wir um einiges später dort eintreffen. Daraufhin bietet uns die Deutsch sprechende Frau an, für uns dort anzurufen und zu reservieren. Das halte ich ausnahmsweise mal für eine sehr gute Idee. Immerhin befindet sich diese Gite mitten in den Bergen, und es gibt weit und breit keine Alternative. Außer der, ins bis dahin sicher ebenfalls ausgebuchte St. Jean-Pied-de-Port zurück zu laufen. Und so sichert uns die Französin 2 Betten für die kommende Nacht sowie ein vegetarisches Essen für Steffi. Dementsprechend entspannt machen wir uns kurze Zeit später auf die letzten Kilometer nach St. Jean-Pied-de-Port.

bel(i)ebtes St. Jean-Pied-de-Port
bel(i)ebtes St. Jean-Pied-de-Port

Ich werde immer stiller, je näher wir meinem eigentlichen Ziel und zugleich dem Ort kommen, in dem ich vor 2 Jahren meinen ersten Jakobsweg startete. Da ich langsam aber sicher innerlich immer aufgewühlter werde, ziehe ich noch mal etwas vor, als wir die ersten Häuser des populärsten Camino-Startortes erreichen. Aber kurz vor dem kleinen Stadttor verlangsame ich mein Tempo und lasse Steffi aufholen.
Wie immer bringt das Ende eines Caminos für mich eher ein beklemmendes Gefühl mit sich. Dies wird nicht gerade besser, als wir gleich darauf erleben, wie sehr die Gassen dieses kleinen Ortes von Touristen geflutet sind. Als ich 2008 hier abends anreiste, waren die Herbergen zwar alle voll, aber der Ort wirkte eher ruhig und gemütlich. Aber heute erleiden wir hier einen regelrechten Kulturschock, und wir sehen zu, dass wir das Nötigste erledigen. Dazu gehört, dass ich meine Rückfahrt von Roncesvalles kläre. Das Büro des entsprechenden Busunternehmens ist zwar zu, aber in der Touri-Info erfahre ich, dass es da wohl genügend Möglichkeiten gäbe. Danach sehen wir zu, dass wir diese eigentlich ganz ansehnliche alte Stadt wieder verlassen.

Der Himmel verheißt inzwischen nichts Gutes.
Wie schon im letzten Jahr überschneidet sich der letzte Teil des Weges mit einem Teil eines vorangegangenen. Und wieder meine ich, so gut nichts wieder zu erkennen. Obwohl ich die meisten Abschnitte meiner Caminos erstaunlich detailliert abgespeichert habe. Aber einiges ist auch wirklich anders: Es fahren auf dieser kleinen Straße mehr Autos, was aber immer noch nicht wirklich viel ist. Und es sind ein paar Häuser dazu gekommen. Was sich natürlich nicht geändert hat: Der Aufstieg. Aber wie schon beim ersten Mal, bereitet er mir und auch Steffi keine ernsthaften Probleme. Und so erreichen wir gegen 18:30 Uhr die Herberge, bei der ich 2008 meine erste Pause machte (→ SV). Wir bekommen ein Vierbettzimmer. Das soll zwar, wie alles andere, ausgebucht sein, aber bislang begegnen wir hier keinem weiteren Gast.

Blick aus der Herberge
Blick aus der Herberge

Nachdem wir geduscht haben, lassen wir uns im Garten nieder. Von hier hat man einen noch eindrucksvolleren Blick in die umliegende Bergwelt, als am Vorabend.
Als es Zeit ist für das Abendessen, nehmen wir an einer Tafel mit 37 Gedecken platz. Wir haben keine Ahnung, woher all die Teilnehmer dafür kommen sollen, denn bis auf zwei, drei Leute, haben wir nach wie vor noch niemanden gesehen. Aber plötzlich wirkt es, als sei gerade ein Bus eingetroffen und der Raum füllt sich. Das Essen ist wunderbar, und wie so oft werde ich noch mit den Resten von anderen Enden der Tafel versorgt. Entsprechend gut gesättigt verlassen wir später den Speisesaal und schnappen uns zwei Wolldecken aus unserem Schlafraum. Eine zum unterlegen und eine zum zudecken. Außerdem haben wir eine Flasche Wein, die ich noch in St. Jean besorgt hatte.
Die Wolken von vorhin scheinen sich wieder verzogen zu haben. Allerdings sehen wir zwischendurch immer wieder ein helles Zucken am ansonsten sternenklaren Himmel. Wir selbst sind befallen von einer großen, aber auch zufriedenen Müdigkeit.

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(über die Sitemap lassen sich die Tage gezielt aufrufen)

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