Santiago de Compostela → Negreira
→ 23,8 Kilometer
↑ 52 Meter
Dienstag, 03.06.2008
Es ist ziemlich genau 3:00 Uhr, als ich hellwach in meinem Bett liege. Ich würde am liebsten meine Sachen packen und aufbrechen. Erst endlos lange zwei Stunden später schlafe ich endlich wieder ein. Als ich dann gegen 7:00 Uhr wieder wach werde, bin ich mir sicher, dass Fabienne bereits unterwegs ist. Also mache ich mich langsam und in aller Ruhe fertig.
Zum Verlassen der Herberge passiert man den Aufenthaltsraum. Ich ziehe an einigen hier bereits frühstückenden Leuten vorbei, bis mich plötzlich eine recht vertraute Stimme, von der ich eigentlich glaubte, dass sie Santiago bereits verlassen hat, zu sich an den Tisch ruft.
Und so sitze ich da noch eine Weile mit Fabienne und den beiden Belgiern. Siebrecht muss sich demnächst auf den Weg zu seinem Zug machen, während Frank ebenfalls noch bis nach Finisterre laufen will – allerdings zunächst mal allein.
Ich frage Fabienne, ob sie eine Ahnung hat, in welche Richtung man die Stadt eigentlich verlassen muss, denn mit Wegweisern haben die es ja hier nicht so – schon gar nicht, wenn es um den nicht-mehr-Jakobsweg geht…
Daraufhin kommt von ihr ein „Nö, aber ich dachte eh, dass es doch viel mehr Spaß macht, sich gemeinsam zu verlaufen…“ Meine Gegenwehr unterläuft den Promillebereich.
Und so machen wir uns zusammen auf den Weg nach Finisterre, nachdem Fabienne sich noch von Siebrecht verabschiedet hat.
Wir verlaufen uns nicht, sondern finden den Weg ziemlich schnell, und ehe wir uns versehen, liegt Santiago hinter uns im Tal. Erst danach haben wir kurze Orientierungsprobleme, die aber kaum der Rede wert sind. Die Strecke ist auch nach Santiago weiterhin durch Monolithen gekennzeichnet, die nun auf drei Stellen hinter dem Komma genau die zur Entfernung nach Finisterre ausweisen.
Wir sind den ganzen Weg durchgehend ins Gespräch vertieft.
Kurz hinter Santiago kehren wir zum Frühstücken ein. Dort treffen wir auch wieder auf Frank, der aber unabhängig von uns weiter zieht.
Später kommen wir an eine Bar, deren Veranda sich direkt an den Stromschnellen eines kleinen Flusses befindet (→ SV). Dort gefällt es uns so gut, dass wir immer wieder neue Bestellungen aufgeben. Als wir uns gerade zu einem weiteren Getränk durchringen, meint der Wirt plötzlich zu uns: „Wenn ihr nur etwas ordert, um noch hier sitzen zu können, dann vergesse ich diese Bestellung mal wieder. Ihr könnt auch gern einfach so hier sitzen bleiben.“ Was für ein schöner Tag!
Irgendwann erreichen wir dann fast überraschend unseren Zielort Negreira. Wir kaufen in einem relativ großen Supermarkt etwas zum Kochen ein und suchen dann die Herberge auf, die sich am Ortsausgang befindet. Da wir uns so viel Zeit gelassen haben und es auf dem Weg nach Finisterre nur noch jeweils eine Unterkunft pro Tagesetappe gibt, überrascht es nicht, dass wir absolut keine Chance mehr auf ein Bett haben. Selbst die zusätzlich aufgebauten Zelte sind übervoll. In einem von ihnen treffen wir auch wieder auf Frank, der ziemlich mit seiner Erkältung zu kämpfen hat.
Also beschließen wir, wieder zurück in den Ort zu laufen und uns ein Zimmer zu nehmen.
Das Hostal ist preiswert und sehr einfach, aber es erfüllt vollkommen seinen Zweck (→ SV). Nachdem das Zimmer bezogen ist, suchen wir noch mal eine nahegelegene kleine Parkanlage auf, in der wir uns auf eine Wiese packen und den restlichen sonnigen Tag genießen.
Später treffen wir in der Bar unseres Hostals nochmal auf Frank und seinen Begleiter Martin aus München mit denen wir noch ein Bierchen zu uns nehmen.
Die Flasche Wein, die Fabienne und ich uns besorgt hatten, kommt allerdings nicht mehr zum Zuge, da Fabienne, kaum sind wir wieder in unserem Zimmer, auch schon tief und fest schläft.
Ich hingegen drehe noch mal eine Runde durch den Ort.
(über die Sitemap lassen sich die Tage gezielt aufrufen)