Camino Nordfrankreich (Tag 16)

 

Gy → Banne


 → 27 Kilometer
↑ 173 Meter

Sonntag, der 29.07.2012

 

Château de Gy
Château de Gy

Als ich aufstehe, hat Francis den Frühstückstisch bereits gedeckt. Nach der obligatorischen Stärkung brechen wir wieder gemeinsam auf. Zum Glück weiß Francis, dass der Camino sich in diesem Ort verzweigt. Zwar habe auch ich irgendwann mal gelesen, dass es von hier aus 2 mit Muscheln gekennzeichnete Wege gibt, aber das war mir heute Morgen gar nicht mehr bewusst. Und so hätte es gut sein können, dass ich für eine ganze Zeit lang in eine komplett falsche Richtung gelaufen wäre. Denn für unseren Abzweig müssen wir erst mal wieder ein kleines Stück zurück in den Ortskern.
Es dauerte nicht lange, und ich bin, aufgrund unseres unterschiedlichen Tempos, erst einmal wieder allein unterwegs.
Die heutige Etappe scheint fast ausschließlich durch dichten Wald zu führen. Die Wege sind matschig und belagert von Nacktschnecken. Es gibt sehr lange keine Bänke und auch sonst keine Möglichkeiten eine Pause einzulegen. Erst, als ich den Wald endlich wieder verlasse, erreiche ich eine kleine Rasthütte. Ich nutze diese Gelegenheit, um auf Francis zu warten, denn es ist bereits klar, dass unsere Wege sich im nächsten Ort trennen werden. Während Sie dort bereits eine Unterkunft reserviert hat, werde ich noch weiterziehen.
Ich vertreibe mir die Zeit mit dem hier ausgelegten Gästebuch. Nach einer Weile erreicht auch Francis die Hütte und wir ziehen gemeinsam weiter.
Eigentlich war es ja unser Plan, in ihrem Zielort zum Abschied noch mal ein Café aufzusuchen, aber leider scheint hier alles geschlossen zu sein, obgleich es sich um einen größeren Ort handelt.
Also begleite ich sie noch zu ihrer Gastfamilie.
Als wir dort eintreffen, lädt uns das Ehepaar direkt zu einem Kaffee in deren Garten ein. Vor allem die 3 sind sehr schnell in ein angeregtes Gespräch vertieft. Zwar übersetzt Francis zwischendurch immer wieder mal für mich, aber ich bin auch froh, immer wieder nur passiver Beobachter zu sein.
Das Paar scheint eindeutig auch ein großes Faible für den Camino zu haben. Unter anderem trägt er einen massiven Ring mit Jakobsmuschel und auch auf deren Autokennzeichen befindet sich das Camino-Symbol im blauen EU-Feld.
Und trotzdem schlägt er vor, mich zu meiner nächsten Unterkunft zu fahren! Was ich aber, wie immer, dankend ablehne. Ganz im Gegensatz zu dem Starkbier, das er mir noch anbietet.
Immer wieder fragen sie mich, ob ich nicht auch für heute hier bleiben möchte. Natürlich ist die Verlockung groß. Aber da ich in den nächsten Tagen ziemlich große Distanzen vor mir habe, und diese nicht noch weiter strecken möchte, bleibe ich bei meinem Entschluss, noch etwas weiterzuziehen.
Außerdem habe ich für heute gleich zwei Herbergen in Aussicht, bei denen ich bereits angekündigt bin. Beide sind aber darüber informiert, dass ich mich eventuell im Laufe des Tages noch für die jeweils andere entscheiden könnte. Und da die Zeit inzwischen recht fortgeschritten ist, meldet mich Francis bei der 2. Herberge ab und bei der 1. an.
Trotzdem fragt sie mich bei unserer Verabschiedung, ob ich wirklich noch weiterziehen will.
Aber ich bleibe dabei. Allerdings kehre ich nach wenigen Metern doch wieder um, weil mir gerade auffällt, dass ich zwar den Ort, aber ansonsten weder eine genaue Adresse noch einen Namen zu meiner nächsten Unterkunft habe.

Banne
Banne

Tatsächlich stellt sich heraus, dass man mehr als den Ortsnamen auch gar nicht benötigt!
Und als ich mein heutiges Ziel Banne erreiche, habe ich wirklich kein Problem, meine heutigen Gastgeber zu finden.
Es gibt hier zwar durchaus eine kleine Ansiedlung von Häusern, aber diese gehören offenbar alle zusammen.
Der Mann, der mir beim ersten Haus öffnet, geht mit mir die Straße ein kleines Stück zurück zu einem Hof mit mehreren Häusern (→ SV), führt mich in eines der Gebäude und zeigt mir dort mein Zimmer. Und während ich gerade dabei bin, meine Sachen abzulegen, kommt er mit zwei verschiedenen Dosen Bier zur Auswahl zurück.
Fürs gemeinsame Abendessen soll ich mich einige Zeit später im Nachbargebäude einfinden. Zu meiner Überraschung versammeln sich hier an einem langen Tisch gleich 3 Generationen. Und so sitzen wir hier zu zehnt in sehr geselliger Atmosphäre, ehe ich dann gegen 22:00 Uhr die Runde verlasse und mich auf mein Zimmer zurückziehe.

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(über die Sitemap lassen sich die Tage gezielt aufrufen)

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