Tramayes → Ouroux
→ 20 Kilometer
↑ 345 Meter
Mittwoch, der 08.08.2012
Es ist noch nicht mal 7:00 Uhr, als ich hellwach im Bett liege und beschließe, aufzustehen. Wirklich viel nützen tut mir dieser frühe Start in den Tag allerdings nicht. Denn immerhin will ich ja hier im Ort noch das Office de Tourisme aufsuchen und etwas einkaufen. Die entsprechenden Türen öffnen sich aber nicht vor 9:00 Uhr. Außerdem ist die heutige Etappe mit 16 km die bisher kürzeste.
Als ich dann endlich loslegen kann, besorge ich mir im kleinen Carrefour (→ SV) zwei fertig verpackte Sandwiches. Die Bar, vor der ich anschließend einen Café in der Sonne trinke, bietet leider kein Frühstück an. Und so muss eines der Sandwiches direkt hier fürs Frühstück herhalten.
Das Office hat auch heute Morgen leider keinen Erfolg bei den möglichen Herbergen. Aber die Dame bietet mir an, mich anzurufen, sobald sie Erfolg haben sollte.
Gegen 10:00 Uhr verlasse ich dann den Ort. Bis zu meinem heutigen Zielort ist es zwar nicht besonders weit, aber dafür nehmen die zu überwindenden Höhenmeter noch mal deutlich zu. Und die Aufstiege haben es teilweise wirklich in sich. Dafür werden sie aber auch immer wieder mit spektakulären Aussichten belohnt.
Es ist gerade mal 14:30 Uhr, als ich bereits Ouroux erreiche, in dessen Nähe sich meine heutige Unterkunft befindet. Da dort bei einem Preis von 12,- € die Verpflegung sehr wahrscheinlich nicht inbegriffen sein wird, würde ich gern hier nochmal die Gelegenheit nutzen, um ein paar Besorgungen zu machen. Dummerweise öffnen aber alle Geschäfte und auch die Bars erst ab 16:00 Uhr. Also mache ich mich daran, meine Herberge anzusteuern. Ich habe den kleinen Ort schon fast wieder verlassen, als ich an einem Gebäude vorbeikomme, an dem zumindest noch ein Schild Café – Restaurant angebracht ist. Aber als ich die Räumlichkeiten betrete, habe ich eher das Gefühl, in einer Abstellkammer gelandet zu sein, die vielleicht mal ein Restaurant war! Überall stehen und liegen undefinierbare Sachen herum. Es gibt noch so etwas wie einen ehemaligen Tresen. Auf einem der Tische sitzt eine Katze. Aber der Mann, der mir da entgegenkommt, nimmt sich meiner an. Der Café, den er mir kurz darauf zusammen mit einem Tetrapack Milch auf den Tisch stellt, kommt aus einer Senseomaschine. Als ich gerade überlege, wie ich das Ganze hier unauffällig im Bild festhalten kann, löst sich das Problem ganz von selbst: Der, ich nenne ihn mal Wirt, fragt mich, ob er ein Foto von mir machen soll, und ich nehme das Angebot ausnahmsweise an. Danach sucht er aus seinem Gerümpel noch ein kleines Bändchen in den französischen Trikolore heraus und bindet es an meinen Wanderstab.
Zum Erreichen meiner Herberge muss ich den Ort doch noch mal deutlich verlassen und gute 2 km einen Berg hinauf wandern. Das Anwesen ist recht idyllisch gelegen und besteht neben dem Haupthaus noch aus einigen Stallungen mit diversen Tieren. Ich spreche 2 Männer an, die gerade dabei sind, eines der Gebäude zu renovieren. Daraufhin ruft der eine seine Frau, die mich kurz darauf ins Haupthaus hoch in den Dachboden führt. Unter den hölzernen Schrägen sind hier diverse Betten aufgestellt. Ich suche mir eines davon aus und lege meine Sachen ab. Danach suche ich direkt die inzwischen doch mal wieder nötige Dusche auf, die sich einmal quer über den Hof befindet. Als ich wieder zu meinem Schlafplatz zurückkehre, ist inzwischen auch die Besitzerin der Gitarre, die auf einem der anderen Betten lag, eingetroffen. Sie ist höchstens 20 Jahre alt, spricht nur wenig Englisch und wohnt hier für 3 Wochen, um einige Kinder zu betreuen, die hier ebenfalls zu Gast sind.
Zwischenzeitlich bekomme ich das Angebot, für 15,- € hier auch Abendessen und Frühstück bekommen zu können, was ich natürlich gern annehme.
Als ich zusammen mit dem Au-Pair-Mädchen sowie 3 Kindern am Abendbrottisch sitze, kommt plötzlich die Gastgeberin rein und fragt mich irgendetwas mit Fuchsbabys und ob ich diese sehen wolle. Mehr verstehe ich aktuell nicht. Wie sich aber herausstellt, fahren wir nach dem Abendessen alle gemeinsam mit einem Geländewagen nochmal raus in die Dämmerung, um Tiere zu beobachten. Um diese möglichst nicht aufzuscheuchen, tun wir das ohne Licht und teilweise auf Wegen, die ich mir zu Fuß kaum zutrauen würde! Und tatsächlich bekommen wir noch das eine oder andere Tier vor die zuvor verteilten Ferngläser.
Als wir von diesem kleinen Abenteuertrip wieder zurück sind, ziehen wir uns alle direkt in unsere Betten zurück.
(über die Sitemap lassen sich die Tage gezielt aufrufen)