Ouroux → Propières
→ 23 Kilometer
↑ 566 Meter
Donnerstag, der 09.08.2012
Offenbar ist das Au-Pair-Mädchen nicht nur für das Wohl der Kinder zuständig, sondern auch dafür, dass es mir an nichts fehlt. Dementsprechend ist sie es, die mich mit dem Frühstück versorgt, das aber auch hier wieder nur aus Weißbrot und Marmelade besteht.
Gerade hatte ich noch begeistert festgestellt, dass die Stempelfelder in meinem Pass bis zum Ende dieser Reise genau hinkommen, da sehe ich, wie mein Gastgeber seinen Stempel großzügig über zwei Felder verteilt.
Dann kommt der finale Eintrag jetzt halt auf die Rückseite.
Der Camino führt mich wieder zurück durch den Ort, wo ich mir in der Boulangerie noch ein fertig belegtes Baguette raushole und mich dann wieder mal auf eine Etappe begebe, deren Ziel noch nicht wirklich feststeht. Außerdem soll der vor mir liegende Abschnitt heute noch bergiger werden. Aber noch bevor ich den höchsten Berg mit knapp über 1.000 m erklimmen muss, taucht vor mir an einer Landstraße plötzlich eine Art Raststätte mit kleinem Shop sowie einem Touri-Office auf (→ SV) . Und tatsächlich gelingt es der Dame hinter dem Schalter mal wieder, mir eine Unterkunft zu organisieren. Es handelt sich um ein Hostel, das sich gute 6 km vor meinem eigentlichen Etappenziel befindet, was mir heute aber buchstäblich entgegenkommt, denn meine Motivation hält sich heute irgendwie in Grenzen. Außerdem sind 23 km bei diesen Höhenunterschieden auch völlig ausreichend.
Aber auch mein moralisches Tief lässt sich hier noch gegen einen Café eintauschen!
Dementsprechend gestärkt geht es nun auf den ersten Tausender dieses Caminos. Die verbleibende Höhendifferenz beträgt allerdings auch nur noch 370 m.
Keine Ahnung, was in dem Café war, aber als ich den höchsten Punkt des Caminos erreiche, bin ich sogar motiviert genug, noch mal einen halbstündigen Abstecher hinauft zur Spitze des Berges zu machen. Auf der Strecke dahin kommt man an einer Quelle vorbei, die angeblich heilende Kräfte haben soll. Sie ist umstellt. Von Wild aufgestellten Holzkreuzen. Das Wasser selbst ist eiskalt und erfrischend. Ich fülle meine Flasche auf und ziehe weiter hoch, bis ich den hölzernen Aussichtsturm erreiche, der den Gipfel markiert. Vom Turm hat man wirklich eine großartige Aussicht in alle Richtungen. Den Montblanc, den man angeblich auch von hier sehen kann, entdecke ich allerdings nicht. Außerdem befindet sich hier eine Art gekachelter Kompass, auf dem die Entfernungen zu diversen Städten in Frankreich, Europa und der Welt angegeben sind. Unter anderem entdecke ich auch die für mich relevanten Städte wie Straßburg, Le Puy, Santiago und Berlin stellvertretend für Hamburg.
Bis nach Propières geht es nun mehr oder weniger nur noch bergab.
Der Ort erweist sich wieder als relativ klein, hat aber offenbar alles, was ich brauche – vor allem mein Hostel, welches sich genaugenommen als normales Hotel entpuppt (→ SV). Und das wiederum verfügt sogar über ein Restaurant und Café mit gemütlicher Terrasse. Diese suche ich auch direkt nach dem erfolgreichen Einchecken auf und gönne mir ein wohlverdientes Bier und später dann sogar ein 4-Gänge-Menü. Bei jedem dieser Gänge habe ich die Wahl zwischen mindestens 2 Angeboten. Ich entscheide mich für die Dinge, die ich verstehe, und so gibt es als Vorspeise eine halbe Honigmelone. Zum Hauptgang mit Hack gefüllte Tomaten und zum zweiteiligen Nachtisch erst einen Naturjoghurt sowie ein Eis.
Kurzum: Eine durchaus gute Alternative zu 800 g Ravioli aus der Dose!
(über die Sitemap lassen sich die Tage gezielt aufrufen)