Camino Nordfrankreich (Tag 38)

 

Le Puy-en-Velay → Lyon


 → 145 Kilometer
↑ 1.158 Meter

Montag, der 20.08.2012

 

Startpunkt Via Podiensis
Startpunkt Via Podiensis

Um 6:50 Uhr, und damit ist so früh wie an keinem anderen Tag, verlasse ich die Herberge und steuere die Kathedrale an. Die Messe ist gut besucht und sehr zu meinem Erstaunen, vielleicht sogar etwas Entsetzen, stelle ich fest, dass hier heute schätzungsweise mehr als 100 Pilger an den Start gehen. Bei mir waren es damals vielleicht 10 oder 15! Im Anschluss versammelt der Priester wieder alle, die wollen, um sich, um mit ihnen noch ein paar Worte zu tauschen. Auch ich geselle mich dazu, obwohl ich im Gegensatz zu allen anderen meinen Weg hier beende und nicht starte. Jeder Einzelne stellt sich kurz mit seinem Namen und seiner Herkunft vor. Und dann geht doch tatsächlich wieder der kleine Korb herum, aus dem sich jeder einen der silbernen Muschelanhänger herausnehmen darf. Damit ist auch das letzte kleine Ziel dieses Caminos erreicht. Außerdem landet dann noch der finale Stempel in meinem Pilgerpass.
Natürlich begleite ich aus sentimentalen Gründen die, die jetzt in ihren Camino aufbrechen, noch ein Stück durch die Stadt. Wie gerne würde ich doch einfach mit Ihnen weitergehen!
Aber leider geht gegen Mittag mein Zug nach Lyon. Also ziehe ich durch die noch völlig ruhige Stadt und mache mich langsam auf die Suche nach einer Frühstücksgelegenheit.
Die Fahrt nach Lyon dauert knapp 2,5 Stunden und führt durch eine teilweise sehr malerische Landschaft. Da der Zug klimatisiert ist, schlägt mir bei meiner Ankunft in der französischen Großstadt eine unglaubliche Wand entgegen. Die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit sind inzwischen wirklich fast unerträglich! Trotzdem gilt es, ein letztes Mal ein Office de Tourisme mit zu finden.
Was waren das noch für Zeiten, als es sich bei diesen Einrichtungen um kleine, beschauliche Räumlichkeiten mit 1 bis 2 Personen gehandelt hat! Nun stehe ich in einer der zahlreichen Schlangen an einem langen Schalter. Trotzdem nehmen sich die Damen auch hier Zeit für einen. Und so verlasse ich das Gebäude kurz darauf mit einer Wegbeschreibung zu einer Herberge (→ SV) oberhalb der Altstadt.
Tatsächlich ist das Gebäude so gelegen, dass man von dort aus einen einen großartigen Ausblick auf Lyon hat. Dementsprechend freue ich mich, nachdem ich mich 3 Stockwerke nach oben gequält habe, dass ich jetzt vor einem Zimmer stehe, welches in Richtung Panorama ausgerichtet ist. Also öffne ich die Tür und blicke auf… eine Wand! Das Zimmer hat kein Fenster, nur eine Dachluke! Dafür aber mehrere teilweise schon belegte Betten! Soll das wirklich meine letzte Unterkunft auf dieser Reise sein? Es kann ja zumindest nicht schaden, noch mal nach etwas Anderem zu fragen. Kurz darauf beziehe ich einen Raum mit großem Fenster, eigener Dusche und 6 Betten, von denen aktuell nur eines genutzt wird! Geht doch!

Kathedrale von Lyon
Kathedrale von Lyon

Für den Rest des Nachmittages und den Abend ziehe ich noch mal runter in die Stadt. Ich suche ein Café auf, setze mich später ans Ufer der Rhone und bade meine Füße im Wasser. Dann ist es irgendwann an der Zeit, dass ich mich mal um ein geeignetes Restaurant fürs letzte Abendmahl kümmere. Das erweist sich allerdings, trotz unzähliger Restaurants, als kleine Herausforderung! Es soll heute mal wieder eine Pizza sein. Aber ich muss schnell feststellen, dass diese hier gern mal um die 17,- € kosten! Klar sollte man gerade am letzten Abend vielleicht nicht so auf den Euro achten, aber irgendwie fühlt sich das auch nach Turi-Abzocke mit wahrscheinlich lieblosem Essen an! Und da die klassischen Restaurants natürlich noch deutlich teurer ausfallen und ich deren Angebot zudem nicht verstehe, bin ich irgendwann kurz davor, für mein letztes Essen einfach bei McDonald’s einzukehren. Aber dann überwinde ich mich doch noch kurzerhand und kehre in die Pizzeria ein, vor der ich als Erstes stand. Sie befindet sich an einem großen Platz und ist dementsprechend gut besucht. Für einen Augenblick befürchte ich, dass die Preise gar nicht das Hauptproblem sein könnten. Da werde ich einfach zu 2 Frauen um die 40 an einen 4er-Tisch gesetzt. Und was soll ich sagen? Die Pizza, die ich dann bekomme, ist eine der besten, die ich bis hierhin hatte!

Epilog →

(über die Sitemap lassen sich die Tage gezielt aufrufen)

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