Moissac → Saint-Antoine
→ 30,5 Kilometer
↑ 154 Meter
Montag, der 26.07.2010
Inzwischen kehren wir wie selbstverständlich gleich nach unserem Aufbruch in ein Café ein – oder besser gesagt, wir setzen uns davor. Auch hier müssen wir uns unser Essen selber besorgen, was aber kein Problem darstellt, da es nur wenige Meter weiter einen Intermarché gibt.
Danach verlassen wir Moissac und laufen zunächst zusammen, später dann etwas verstreut am Garonne Kanal entlang. Als der Camino diesen verlässt, hole ich Steffi wieder ein. Andreas ist offenbar längst außer Sichtweite. Und so erklimmen wir zu zweit einen kleinen Aufstieg, an dessem Ende wir irgendwie keine Wegweiser mehr entdecken können. Aber da wir so falsch nicht sein können, ziehen wir einfach weiter, und nach einiger Zeit scheint der Camino offenbar wieder zu uns gestoßen zu sein.
Nach einigen weiteren Auf und Abs sehnen wir uns nach einer kleinen Einkehrmöglichkeit. Und tatsächlich erreichen wir ziemlich bald eine größere Ortschaft. Allerdings haben wir Montag, und – was mir bislang gar nicht so aufgefallen ist – dieser ist in Frankreich im Bezug auf Öffnungszeiten mit unserem Sonntag zu vergleichen. Und so müssen wir leider ungestärkt weiterziehen.
Wie ich es bereits schon zuvor in meinem Wanderführer gelesen habe, wird ein sehr großer Teil des heutigen Weges vom parallel verlaufenden Garonne Kanal geprägt. Und so laufen wir eine ganze Zeit lang immer geradeaus am Wasser entlang im Schatten von hohen Pappeln.
Da es weiterhin keine Einkehrmöglichkeiten gibt, lassen wir uns auf einer Art Wanderrastplatz nieder und zehren von unserem Proviant. Nur kurz darauf verlassen wir den Kanal und erreichen nach wenigen Kilometern Auvillar. Als wir dessen kleines und sehr malerisches Zentrum erreichen (→ SV), treffen auf Andreas, der hier offenbar schon seit einiger Zeit auf uns gewartet hat und sich jetzt mehr oder weniger in Aufbruchstimmung befindet. Ich hingegen will hier und jetzt aber natürlich die Gelegenheit wahrnehmen und endlich meinen wohlverdienten Café au lait haben. Mindestens! Und da Steffi das ebenfalls möchte, schließt sich uns auch Andreas an, und wir kehren in den sehr netten Innenhof einer kleinen Bar ein. Inzwischen ist es schon 16:30 Uhr. Und da darf es zum Kaffee auch schon mal ein kleines Bier geben. Als wir die Bedienung danach fragen, klärt sie uns darüber auf, dass sie dies nur in Verbindung mit Essen ausschenken dürfen. Mir kommt das durchaus gelegen. Und so entscheiden wir uns noch für einige Tapas. Also ich denke, so langsam muss ich dem Herbergsvater aus dem letzten Jahr endgültig widersprechen. Zumindest dieser Camino ist definitiv ein Hotel!
Gut gestärkt ziehen wir zu dritt weiter. Andreas ist nach wie vor nicht abgeneigt, mal wieder draußen zu übernachten und will von Steffi wissen, wie es bei ihr so aussieht. Ihre Unentschlossenheit kommt vor allem für mich nicht besonders überraschend. Sie gestand mir zuvor bereits, dass sie es sehr schade fände, wenn sie und ich uns aufgrund einer getrennten Übernachtung aus den Augen verlieren würden. Immerhin wird sie mit Andreas unter Umständen noch einige Wochen gemeinsam unterwegs sein. Ich hingegen werde den Camino ja in nicht mehr all zu vielen Tagen wieder verlassen.
Und so steuern wir auch heute gemeinsam die Herberge in Saint-Antoine an (→ SV).
Wir erfahren, dass hier tatsächlich mal wieder alles belegt ist. Allerdings gibt es noch so etwas wie ein Notzimmer. Dieses stellt sich, wie schon so oft, als das beste des Hauses heraus. Es hat nicht so viele Betten und vor allem, im Gegensatz zu den anderen Räumen, ein Fenster.
Während Andreas sich einer umfangreicheren Körperpflege unterzieht, machen Steffi und ich uns noch mal auf den Weg zu dem kleinen Dorfladen, um dort Wein und Bier für den Abend zu besorgen. Weitere Lebensmittel sind nicht nötig, da Andreas noch genügend zu Vertilgendes mit sich herumträgt. Und so bereiten wir später unser Essen in der herbergseigenen Küche zu, welches wir dann draußen im Hof des Hauses unter einem imposanten Sternenhimmel zu uns nehmen. Am Nachbartisch sitzen auch noch einige entfernt bekannte Pilger, mit denen wir aber nicht weiter ins Gespräch kommen.
Die Nacht verbringen wir inzwischen zu viert. Im Laufe des Abends ist noch ein weiterer Weggenosse dazugekommen. Das Schnarchen, das mich nach langer Zeit mal wieder zu meinen Ohropax greifen lässt, stammt allerdings von Andreas.
(über die Sitemap lassen sich die Tage gezielt aufrufen)