Camino via Podiensis (Tag 31)

 

Navarrenx → Nähe Aroue


 → 16,6 Kilometer
↑ 96 Meter

Freitag, der 06.08.2010

 

bei Navarrenx
bei Navarrenx

Seit Langem bin ich mal wieder auf meine Ohropax angewiesen. Die Geräusche, die dazu führen, kommen allerdings nicht aus unserem Zimmer, sondern von draußen. Offenbar ist das Stadtfest zu Ende, und nun sind die Abbauarbeiten im vollen Gange. Da werden Metallstangen aufeinander geworfen und es sehr laut kommuniziert. Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist, aber es ist noch dunkel draußen.

Obwohl wir die Herberge mal wieder etwas früher verlassen, wird in den anderen Zimmern bereits sauber gemacht. Draußen vor einer Bar, trinken wir gleich mehrere Café au lait und vernichten unser Brot von gestern. Anschließend besorgen wir uns das Nötigste in einem Supermarkt und steuern dann noch eine Bar mit Internetzugang an, denn so langsam sollte ich mich doch mal um die Planung meines Heimweges kümmern. Zu dumm, dass wir noch ein weiteren Kaffee konsumieren müssen, um den Rechner kostenlos nutzen zu können.
Mein Flug geht doch früher, als ich es in Erinnerung hatte. Somit bleibt es dabei: Der Zug mit dem Traugott St. Jean-Pied-de-Port um 6:30 Uhr verlassen will, ist auch der für mich optimale. Wie ich allerdings bis dahin von Roncesvalles nach St. Jean komme, ist mir zurzeit noch nicht ganz klar. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber ich habe das Gefühl, dass Steffi sich etwas Sorgen darüber macht, ob diese neue Erkenntnis meinen Pyrenäen-Plan zunichte machen könnte. Aber ich versichere ihr, dass ich sie in jedem Fall noch bis nach Spanien hinein begleiten werde, und sie macht einen erleichterten Eindruck.
Wir verlassen dieses abermals sehr nette Städtchen bei strahlendem Sonnenschein über eine Brücke und begeben uns wieder in die immer hügeliger werdende Landschaft. Dementsprechend fotogen sind die Aussichten, die wir fast fortwährend genießen.

abwechslungsreiche Landschaften
abwechslungsreiche Landschaften

Anfang Juni hat sonniges Wetter durchaus auch seine Schattenseite, für uns allerdings eine ganze Zeit lang nur im übertragenen Sinne. Um so größer ist unsere Freude über einen überdachten Rastplatz – auch, wenn sich dieser direkt an einer Lagerverkaufshalle für Pasteten befindet.
Dummerweise hatte ich in Navarrenx vergessen, meine Wasserflasche zu füllen. Aber da wir uns ja auf dem Camino befinden, taucht natürlich aus dem benachbarten Gebäude ein Mann auf, der uns direkt anspricht und fragt, ob wir eventuell Wasser benötigen. Ich reiche ihm meine Flasche.
Da die nächste Herberge in meinem Wanderführer schon wieder eine städtische ist, und das Wetter einen so stabil freundlichen Eindruck macht, beschließen wir, für heute Nacht Ausschau nach einem geeigneten Platz zum Draußen-Schlafen zu halten. Davon abhalten kann uns eigentlich nur noch eine Unterkunft in idyllischer Lage, mit Blick auf die Pyrenäen und vielleicht noch einem Swimmingpool. Und als wir dann nach gut 15 km an einem Hinweisschild für eine nahegelegene Privat-Gité in idyllischer Lage, mit Blick auf die Pyrenäen und Swimmingpool vorbeikommen, fühlen wir uns doch verpflichtet, das Objekt zumindest mal zu inspizieren. Und so verlassen wir den Camino über einen schmalen Trampelpfad, der sich durch eine Wiese in Hanglage auf ein einsames Haus zuschlängelt. Ganz offensichtlich unserem Domizil für die nächste Nacht. Die ältere Dame, die uns in Empfang nimmt, führt uns auf unser sehr privat wirkendes Zweibettzimmer. Wir sind begeistert.
Allerdings offenbart sie uns auch, dass der Pool leider ausgerechnet heute repariert wird. Na, wenn sie das mal nicht seit Jahren jedem Pilger erzählt… Egal. Das Haus mit seinem riesigen Garten rundherum und dem wirklich netten Blick auf die Pyrenäen ist wirklich fantastisch! Dieses Mal sind wir aber nicht ganz allein. Im Grunde scheinen fast alle Wegbegleiter der letzten Tage und teilweise auch Wochen dem Hinweisschild gefolgt zu sein.
Bei einem Blick in das Gästebuch stellen wir ganz überrascht fest, dass noch ein weiterer Begleiter hier Station gemacht hat: Andreas. Datum des Eintrages: Heute Morgen! Wie kann das sein? Normalerweise müsste er doch bei seinen Distanzen bereits in Spanien sein. Und nicht so dicht bei unseren Mini-Etappen. Und als Steffi später ihr Handy einschaltet, erhält sie eine Nachricht von ihm, in der er schreibt, dass er es bereuen würde, uns zurückgelassen zu haben, da der Weg ohne uns sehr langweilig sei.
Beim Herrn des Hauses, der sogar etwas Deutsch spricht, kaufen wir Nudeln, Tomatensoße, Bier und für später noch eine Flasche Wein. Diese genießen wir dann draußen auf der Wiese bei einem grandiosen Sonnenuntergang über den Pyrenäen.

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(über die Sitemap lassen sich die Tage gezielt aufrufen)

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