Camino del Norte (Tag 27)

 

Godán → Mondoñedo


 → 15,2 Kilometer
↑ 188 Meter

Samstag, der 18.07.2009

 

deutliche Wegweiser
deutliche Wegweiser

Beim Aufstehen warte ich mal wieder ab, dass alle die Herberge verlassen haben. Unter anderem nutze ich die Zeit, und versuche meine „Fuß-Add-Ons“ zu deinstallieren. Von daher ist es inzwischen nach 9:00 Uhr als ich mich wieder auf den Weg mache. Das wird trotzdem mit großer Wahrscheinlichkeit immer noch viel zu früh sein, denn bei den heute anstehenden 15 km werde ich auch so noch sehr zeitig am Ziel ankommen.
In einem ganz kleinen Dorf gibt es zum Frühstück leider erst mal nur einen Kaffee.
Direkt nach dem Verlassen der Bar lese ich, dank der Macht der Gewohnheit, die Richtungsangabe einer Muschel falsch und werde durch eine irreführende Angabe im Wanderführer darin bestärkt, den falschen Weg einzuschlagen. Dies scheitert allerdings mal wieder an den plötzlich in irgendwelchen Fenstern auftauchenden Menschen, die einen sofort auf diesen Irrtum Hinweisen.
Bis zum Zielort sind es nun noch gute 6 km, die teilweise durch einen einsamen Eukalyptuswald führen. Das ist in sofern ein gutes Timing, als dass meine Nase nämlich, wie auch das Wetter, leicht „zugezogen“ ist. Genau in dem Moment, als ich nach sehr umständlichen Verrenkungen, während des Gehens, endlich meine Taschentücher im Rucksack erwische, taucht vor mir auf dem Boden ebenfalls eine neue Packung auf. „Oh, Zeit für Wünsche!? Was steht denn noch alles so auf dem Zettel…?“. Naja, man soll es ja nicht übertreiben.
Das heutige Ziel, Mondoñedo, soll angeblich nach Santiago der schönste Ort auf dem Küstenweg sein. Also denke ich darüber nach, dort eventuell mal einen Tag Pause zu machen.

Dass man sich um die legendären wilden Hunde Spaniens keine großen Gedanken zu machen braucht, weiß ich ja bereits seit dem letzten Camino. Denn entweder liegen sie an Ketten, befinden sich hinter hohen Zäunen oder sind schlichtweg harmlos. Als ich allerdings durch die nächste kleine Häusersiedlung komme, kläfft sich so ein hyperaktiver Vierbeiner fast die Seele aus dem Leib und springt völlig hysterisch an einer Wellblechwand hoch, die verhindern soll, dass er sich durch die Zaunstäbe pressen kann. Dabei entwickelt er so viel Energie, dass er plötzlich die Oberkante des Bleches erreicht, sich gleich darauf erfolgreich zwischen den Stangen durchschraubt und auf mich zustratzt. Da ich normaler Weise keine Angst vor Hunden habe, sehe ich meine einzige Chance heil aus dieser Situation zu kommen darin, ihm eben genau das zu demonstrieren. Also drehe ich um und gehe ihm mit energischen Schritten entgegen. Dies bringt ihn tatsächlich immer mehr aus dem Konzept. Er bleibt stehen, setzt noch zwei Mal kurz an und verzieht sich dann. Uff. Das war dann jetzt doch mal etwas Adrenalin.

Kloster San Salvador in Vilanova
Kloster San Salvador in Vilanova

Nur kurz darauf treffe ich schon in Mondoñedo ein. Der Altstadtteil ist mit seiner Kathedrale in der Tat ganz nett, aber um einen Tag hier zu bleiben wohl doch etwas zu klein. Allerdings muss ich jetzt erst mal zusehen, dass ich überhaupt eine Nacht hinbekomme. Als ich nämlich endlich die Herberge finde, ist diese verschlossen und den Schlüssel soll man sich bei dem Polizeirevier abholen. Das wiederum befindet sich im Rathaus, das ebenfalls zu ist.
Also lasse ich mich bei einem Bier erst mal vor einer Bar nieder, die in Sichtweite des großen hölzernen Tores ist.
Es kommt allerdings anders: Es tauchen plötzlich zwei von den Spaniern der letzten Nacht auf. Sie haben den Schlüssel bereits und geben ihn mir. Wie verabreden uns so, dass wir uns um 16:00 Uhr wieder beim Rathaus treffen, da dann die Siesta vorbei ist, und ich die Formalitäten klären kann.
Die Herberge ist sehr modern eingerichtet. Viel Holz und Glas. Offenbar sind bislang nur wenig Pilger hier eingekehrt. Zurzeit ist außer mir niemand im Gebäude. Ich suche mir ein Bett in der 2. Etage, dusche und lege mich eine Weile hin. Als ich wieder wach werde, sind auch die beiden Spanier zurückgekehrt, und wir machen uns kurze Zeit später gemeinsam auf den Weg zur Polizei. Diesmal ist das Tor zwar geöffnet, aber die Büros darin sind über alle Stockwerke geschlossen. Einer der Spanier wählt eine ihm bekannte Nummer auf seinem Handy und wir hören ein Klingeln aus einem der Büros. Es überrascht nicht, dass niemand rangeht. Aber er hat noch eine 2. Nummer. Dieses Mal hat er Erfolg, und kurz darauf kommt ein Polizist die Straße rauf. Er bittet uns, ihm in sein Büro zu folgen. Einen weiteren Schlüssel hat er zwar nicht, aber ich bekomme meinen Stempel. Da die Herberge sich zwischenzeitig gut gefüllt hat, sollte man jetzt auch ohne Schlüssel jederzeit reinkommen. Also trennen wir uns wieder, und ich kehre in die bei der Kathedrale befindliche Bar „El Peregrino“ ein.
Auch mein Abendessen nehme ich direkt gegenüber dieses recht imposanten Gebäudes ein. In diesem Fall besteht es aus einer Pizza Vierjahreszeiten und einem Glas Wein. Dabei sitze ich draußen und genieße diesen lauen Abend. Ups. Das hatte ich jetzt ganz vergessen: der Camino ist ja gar kein Hotel.
Na, ich werde morgen wieder versuchen, das zu berücksichtigen…

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