Camino Nordfrankreich (Tag 22)

 

Fontaines → Moroges


 → 23 Kilometer
↑ 268 Meter

Samstag, der 04.08.2012

 

in Mercurey
in Mercurey

Von der Erkältung, die sich in den letzten Tagen und vor allem Nächten immer wieder ankündigte, war heute Nacht das erste Mal nichts mehr zu spüren. Dementsprechend gut erholt, verlasse ich gegen 9:30 Uhr meine Herberge und mache mich daran, wieder auf den Camino zurückzufinden, den ich ja gestern für einige Kilometer verlassen musste.
Das Wetter und die Landschaft zeigen sich weiterhin von einer sehr fotogenen Seite. Aber obwohl ich auch das eine oder andere Dorf passiere, gibt es auf der gesamten Strecke weder Bar noch Café. Und so erreiche ich nach 23 km ohne jegliche Einkehr meinen Zielort.
Wie bereits gestern gilt es auch heute wieder, meine Unterkunft aufgrund einer Beschreibung zu finden. Genauer gesagt meinte die Dame im Office de Tourisme gestern, ich solle mich hier einfach zur Orangerie durchfragen. Leicht gesagt! Der eigentlich recht kleine Ort zieht sich erstaunlich lang hin und wirkt sehr verschlafen, stellenweise fast verlassen. Immerhin gab es gleich am Ortseingang ein Werbeschild, das auf die Orangerie hinwies. Aber weder stand dort eine konkrete Adresse, noch gibt es irgendwelche weiteren Wegweiser dorthin. Als mir endlich jemand entgegenkommt, frage ich ihn nach der Unterkunft. Er scheint sich nicht wirklich sicher zu sein, schickt mich dann aber weiter in die Richtung, in die ich bereits laufe. Als ich den Ort schon fast wieder verlasse, frage ich abermals Anwohner, die gerade in ihrem Garten sind. Natürlich schicken sie mich wieder zurück in den Ort. Und tatsächlich: Am zentralen Platz habe ich ganz offenbar das Schild an der Mauer übersehen, das ganz eindeutig nach links zur Orangerie weist. Von hier laufe ich noch mal gut 1 km und stehe dann endlich vor meiner heutigen Unterkunft. Wie sich herausstellt, hätte ich mir die ganze Schleife über den Berg und durch den Ort sparen können, denn der Weg führte mich bereits vor gut einer Stunde nur unweit von hier vorbei.

Jambles
Jambles

Ich betätige die Klingel neben dem großen, verschlossenen Tor. Nachdem sich eine ganze Zeit lang nichts getan hat, drücke ich nochmals auf den Knopf. Dann höre ich Schritte. Es öffnet mir ein Mann mittleren Alters, der sogar deutsch spricht. Er begleitet mich über das offenbar recht vornehme Anwesen , in dessen Garten sich sogar ein Swimmingpool befindet. Neben dem Hauptgebäude gibt es noch ein separates kleines Häuschen. Mein Zimmer befindet sich allerdings im Dachstuhl über der Garage, durch die wir auch gehen müssen, um nach oben zu kommen. Der Raum ist relativ klein und mein Bett besteht aus einer auf dem Boden liegenden Matratze. Die Toilette befindet sich wiederum im Erdgeschoss. Zum Waschen kann ich die Dusche benutzen, die sich in einer Art Mauerniesche im Garten befindet und eigentlich für die Badegäste gedacht ist. Da es ja weiterhin recht warm ist, stört mich das ausschließlich kalte Wasser nicht wirklich. Kurzum: Meine Beherbergung hier bildet einen auffällig starken Kontrast zum Rest des Anwesens. Aber dafür bin ich auch mit nur 10,- € dabei, während die anderen Gäste noch eine null mehr zahlen müssen. Allerdings betrifft das auch meine Verpflegung. Es stehen weder Abendessen noch Frühstück in Aussicht. Und das kann noch ein kleines Problem werden, da die Infrastruktur der nächsten beiden Tage äußerst spartanisch ausfällt!
Irgendwann taucht im Garten ein Ehepaar um die 60 mit seiner auffällig jungen Tochter, so um die 15, auf. Ich komme vor allem mit ihm kurz ins Gespräch und unter anderem auch auf das Thema Frühstück. Auch er meint, dass die Versorgungslage hier in der Gegend sehr überschaubar sei und ich doch vielleicht einen Zettel beim Gastgeber an die Tür machen soll, um hier eventuell noch etwas zu bekommen. Aber da es sich beim französischen Frühstück ja in der Regel eher um Appetitanreger handelt, und es hier vor 9:00 Uhr auch nicht losgeht, komme ich diesem Vorschlag nicht mehr nach.
Zum Abendessen begnüge ich mich mit einem übrig gebliebenen Sandwich sowie Wasser.

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(über die Sitemap lassen sich die Tage gezielt aufrufen)

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