Saint-Haon-le-Châtel → Saint-Jean-Saint-Maurice-sur-Loire
→ 21 Kilometer
↑ 185 Meter
Montag, der 13.08.2012
Bevor ich die Herberge verlasse, frage ich das Paar, dass in meinem ursprünglichen Zimmer untergekommen ist, ob sie mir einen 20-Euro-Schein für die Spendenbox wechseln können. Daraufhin meinen sie, dass hier zurzeit nichts gezahlt werden soll, da aktuell niemand hier ist, der die Unterkunft verwaltet. Wer unbedingt etwas spenden möchte, möge das dann einfach in einer Kirche tun.
Das Terrain wird von Tag zu Tag immer hügeliger, und das wird auch bis zu meinem endgültigen Ziel in genau einer Woche so bleiben. Dieses teilweise recht stramme Auf und Ab harmoniert irgendwie so gar nicht mit den relativ hohen Temperaturen und vor allem der Tatsache, dass es nach wie vor keine echte Möglichkeit gibt, sich mal wieder mit neuem Proviant einzudecken. Zu allem Überfluss habe ich bislang auch noch keine Einkehrmöglichkeit für mein Frühstück gefunden.
Es ist inzwischen 10:45 Uhr, als ich dann doch einen Ort erreiche, in dem es ein kleines Restaurant/Café gibt. Mit belegten Baguettes kann die Dame des Hauses zwar nicht dienen, dafür aber mit zwei sehr leckeren und herzhaften Broten, was natürlich umso besser ist! Dazu gibt es den obligatorischen Café, aus dem dann auch noch ein zweiter wird.
Bis zu meinem heutigen Ziel ist es zwar nicht mehr wirklich weit, aber trotzdem machen mir die inzwischen recht dicken Wolken am Himmel etwas Sorgen.
Als ich dann am frühen Nachmittag meinen, an der Loire gelegenen Zielort vor mir im Tal erblicke, gilt es nur noch eine Treppe hinab zu steigen. Unten angekommen, treffe ich doch tatsächlich wieder auf Michaela, die hier noch mal auf einer Bank eine kleine Pause einlegt, bevor auch sie hier im Ort ihre Herberge aufsucht. Da es sich dabei aber offenbar um eine andere Unterkunft handelt als meine, tauschen wir uns nur kurz aus und gehen erst mal wieder getrennte Wege.
Im Gegensatz zu manch anderem Tag habe ich heute zwar eine konkrete Adresse mit Straße und Hausnummer, muss aber schnell feststellen, dass mir das auch nicht so richtig weiterhilft. Ich befinde mich zwar bereits in der richtigen Straße, aber die Vergabe der Hausnummern ist nicht wirklich schlüssig. Wenn an der einen Tür eine 130 steht und bei der nächsten bereits eine 107 folgt, fühlt man sich mit seiner 115 (Hausnummern sind fiktiv) etwas ratlos.
Da die 107 meiner Adresse am nächsten kommt, sehe ich mir das Haus genauer an. Es wirkt fast verlassen. Aber im 1. Stock steht ein Fenster offen und die Tür hat ein relativ modernes Schloss. Als sich nach meinem wiederholten Klopfen nichts tut, drehe ich am Türknauf und die Tür gibt tatsächlich nach. Ich meine, auch gestern verstanden zu haben, dass ich mich selbst einlassen soll. Und als ich den relativ kargen Flur betrete, kommt mir direkt ein junges, relativ schmächtiges und blasses Mädchen entgegen. Ich zeige ihr unsicher die Karte, die mir die Dame gestern gegeben hat. Sie scheint zu verstehen und bittet mich wortlos, ihr zu folgen. Wir kommen über eine Treppe ins erste Stockwerk, wo mir dann tatsächlich die Frau von gestern entgegenkommt und mich begrüßt. Sie bittet mich, an einem Tisch Platz zu nehmen und bringt mir kurz darauf ein paar belegte Brote und Wasser. Wir tauschen ein paar Worte aus, wobei sie fast nur französisch mit ein paar Brocken Englisch spricht.
Danach verschwindet sie im Garten. In einer Ecke des Raumes sitzt auch noch eine weitere, ältere Dame, die aber ebenfalls kurz danach telefonierend im Garten verschwindet. Und so sitze ich eine ganze Zeit lang da, bis das junge Mädchen wieder erscheint und sich zu mir an den Tisch setzt. Irgendwann fragt sie, ob sie mir die Dusche und mein Zimmer zeigen soll. Ich finde, das ist eine sehr gute Idee und folge ihr wieder.
Die Dusche befindet sich, etwas verloren, zusammen mit einem Waschbecken, in der Ecke eines relativ großen, ansonsten eher leeren Raumes im Erdgeschoss. Ähnliches gilt für mein Bett.
Ich beziehe mein Zimmer und nutze direkt die heiß ersehnte Dusche. Anschließend begebe ich mich wieder nach oben an den Tisch. Sämtliche Bewohner gehen weiterhin ihren Beschäftigungen nach. Also finde ich mit meinem kleinen Übersetzer heraus, was „Ich drehe noch mal eine Runde.“ heißt, bringe das offenbar einigermaßen fehlerfrei rüber und ziehe dann noch mal ein wenig durch den Ort. Dabei stelle ich fest, dass ich nur hoffen kann, dass es in meiner Herberge ein Abendessen geben wird. Bislang habe ich dazu noch nichts erfahren oder zumindest verstanden.
Als ich wieder zurückkehre, sitzen die 3 Damen an dem Tisch bei einem Tee. Auch für mich steht eine Schüssel bereit. Diverse Lebensmittel, die auf einem Küchentisch liegen, lassen mich hoffen, dass es heute noch etwas zu essen geben wird. Diese Frage bleibt aber bis ca. 21:30 Uhr spannend. Dann aber gibt es einen Salat, gefolgt von einer Art Zwiebelquiche sowie einem Rhabarberkuchen als Nachtisch.
Wir sitzen tatsächlich noch eine Weile einigermaßen gesellig beieinander, soweit die Sprachbarriere es zulässt, und dann begebe ich mich dann in ein Bett, dessen Matratze mich fast zu verschlingen droht.
(über die Sitemap lassen sich die Tage gezielt aufrufen)
