Camino Nordfrankreich (Tag 32)

 

Saint-Jean-Saint-Maurice-sur-Loire → Pommiers-en-Forez


 → 23 Kilometer
↑ 264 Meter

Dienstag, der 14.08.2012

 

Saint-Jean-Saint-Maurice-sur-Loire
Saint-Jean-Saint-Maurice-sur-Loire

Leider habe ich nur noch einen 50-Euro-Schein, um meine Übernachtungskosten von 20,- € zu begleichen, und Emanuel, meine Gastgeberin, hat leider kein Wechselgeld. Also geht sie mit mir vor die Tür und weiß mich auf Französisch und mit Handgesten, Richtung Dorfmitte. Ich vermute, dass ich ihn dort eine Möglichkeit habe, mein Geld zu wechseln. Und tatsächlich treffe ich auf einen Laden, der Bäckerei, Geschäft und Post in einem zu sein scheint. Wobei das Angebot hier äußerst überschaubar ist. Der Supermarktanteil besteht gerade mal aus 3 Dosen Bier, 6 Eiern, Brot sowie ein paar Konserven. Die Post verfügt über eine Waage, einen Stempel sowie einer Kiste. Aber trotzdem bekomme ich hier mein Geld gewechselt und darüber hinaus auch noch ein Sandwisch für unterwegs.
Nachdem ich meine Schulden beglichen habe, breche ich auf und bin irgendwie erleichtert, dass auch diese Unterkunft nur für eine Nacht war. Sie war schon etwas “speziell”.
Inzwischen ist die spärliche Infrastruktur nicht nur in Sachen Verpflegung ein Thema! Die gerade mal noch verbliebenen 40,- € in meinem Portmonee dürften auch nicht mehr allzu lange reichen.
Zwischendurch begegne ich immer wieder dem französischen Paar. Insbesondere beim Einkehren in Cafés treffen wir regelmäßig aufeinander und unterhalten uns eine Weile. Dabei erfahre ich, dass morgen schon wieder ein Nationalfeiertag und es somit sinnvoll ist, sich heute noch etwas einzudecken – wenn es dazu denn irgendwann mal die Gelegenheit geben sollte!

Pommiers
Pommiers

Mein Zielort erweist sich als sehr pittoresk! Aber auch hier sind weder Geschäfte, geschweige denn Geldautomaten vorhanden. Dafür gibt es aber mal wieder ein Office de tourisme (→ SV)! Und auch hier begegne ich wieder zwei sehr hilfsbereiten jungen Frauen! Sie starten für mich die gewohnte Recherche nach einer Unterkunft. Am Ende fragen sie mich, ob es okay sei, wenn ich mir für eine Stunde hier die Zeit vertreiben würde. Dann käme die Frau, die mir hier vor Ort wahrscheinlich weiterhelfen kann. Ich stimme natürlich zu und nutze die Zeit unter anderem, um den nahe gelegenen Campingplatz aufzusuchen, der ebenfalls noch eine Option wäre. Dieser stellt sich als sehr spärlich belegt heraus, aber vor allem scheint der Empfang aktuell nicht besetzt zu sein. Also kehre ich wieder zurück in den Ort. Gerade, als ich das Office wieder passiere, kommt eine der Frauen heraus und ruft nach mir. Sie informiert mich, dass die Verwalterin gerade angerufen hat und in gut einer halben Stunde hier sein wird. Ich darf mich so lange in den eigentlich kostenpflichtigen Klostergarten setzen, um dort zu warten. Bereits 20 Minuten später darf ich dann als aller Erstes meinen Pilgerpass vorlegen, in dem dann ein recht amtlicher Stempel landet. Danach zeigt mir die Dame die Räumlichkeiten, die direkt über dem Office und damit mitten im kleinen Zentrum dieser mittelalterlichen Festung liegen (→ SV). Sie zeigt und erklärt mir alles Ausschließlich auf Französisch. Sie fragt mich, ob ich Abendessen und Frühstück haben will und führt mich dann noch einmal ums Gebäude zu einer Art Garage, wo ich am nächsten Tag den Schlüssel hinterlegen soll. Außerdem holt sie hier aus einem Schrank, die nötigen Utensilien für Abendessen und Frühstück. Streng nach Liste sind das 2 tiefgefrorene Baguettes, 2 kleine Päckchen Butter und Marmelade. Letztere kann sie aber leider nicht finden. Was sie aber nicht daran hindert, eines von 2 kleinen Weichkäse-Dreiecken wieder zurückzulegen, obwohl ich dies, sozusagen als Ausgleich zur fehlenden Marmelade, ganz gern gehabt hätte. Für das Abendessen stehen eine halbe Packung Nudeln sowie Tomatenmark zur Verfügung. Überhaupt geht es hier alles ziemlich penibel zu – erst recht für französische Verhältnisse! Gleich hinter dem Eingangsbereich gibt es eine Markierung, vor der man seine Schuhe auszuziehen hat! Aber dahinter betritt man eine wirklich nette Wohnung, die bis zu 4 Personen beherbergen kann. Heute Nacht gehört sie mir allein – für gerade mal 15,- € + 5,50 € für die Verpflegung. Das französische Paar erzählte mir, dass sie heute in der nahegelegenen, größeren Stadt für 50,- € Station machen. Und das wird garantiert nicht so romatisch gelegen sein wie diese Unterkunft!

Abend in Pommiers-en-Forez
Abend in Pommiers-en-Forez

Gegen 17:00 Uhr breche ich dann noch mal zu der 4 km entfernten Stadt auf, um mich mit allem Notwendigen einzudecken. Und als wäre dieser 8-km-Bonus nicht bereits Opfer genug, herrscht zudem auch noch eine erbarmungslose Hitze, wie ich sie auf dem gesamten Camino noch nicht hatte!
Dementsprechend spekuliere ich bei meinem doch recht umfangreichen Einkauf darauf, dass ich den Rückweg per Anhalter bestreiten kann. Leider bleibt es bei dieser Spekulation.
Als ich es mir zu fortgeschrittener Stunde bereits seit einiger Zeit in meiner Herberge gemütlich gemacht habe, höre ich auf einmal zahlreiche Stimmen von draußen, was für diesen doch sehr verschlafenen Ort sehr ungewöhnlich ist. Also gehe ich mal zur Tür und als ich diese öffne, stehe ich plötzlich vor einer Meute Touristen, die gerade von einer Reiseführerin den Ort bei einer Art Nachtwanderung gezeigt bekommen. Davon inspiriert drehe auch ich noch mal eine kleine Runde durch dieses malerische Ensemble.

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(über die Sitemap lassen sich die Tage gezielt aufrufen)

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