Camino via Podiensis (Tag 15)

 

Cabrerets → Pasturat


 → 19,4 Kilometer
↑ 215 Meter

Mittwoch, der 21.07.2010

 

Cabrerets
Cabrerets

Es ist gerade mal 7:30 Uhr, als der Ortsausgang hinter mir und ein recht strammer Aufstieg vor mir liegen. In der Gîte sind bis heute morgen weder weitere Pilger noch jemand für das Haus zuständiges aufgetaucht. Somit habe ich diese Nacht mal als Geschenk des Caminos angenommen. Ein schönes Geschenk. Da ich das Zimmer bis zum Schluss für mich hatte, blieb es logischer Weise weitestgehend ruhig – wenn man mal von dem heftigen Gewitter absieht, dass da mal wieder über uns hinweggezogen ist. Auch jetzt hängen noch etliche schwere Wolken am Himmel. Aber es ist trocken – noch. Was ich von mir nach dem wirklich steilen Aufstieg nicht mehr behaupten kann! An dessen Ende überquere ich die Parkplätze der größten Touristenattraktion dieser Gegend: Die Grotte de Pech Merle mit ihren zahlreichen Höhlenmalereien (→ SV). Ich lasse diesen jetzt wie ausgestorben wirkenden Ort hinter mir und beschreite bald darauf einen breiten Schotterpfad. Ich bin auf diesem bereits gut 1 Km unterwegs, als ich an eine Weggabelung komme, an der ich keinerlei Markierungen entdecken kann. Keine Zeichen sind ein sicheres Zeichen…
Also drehe ich wieder um. Und genau an der Stelle, an der ich den letzten Wegweiser gesehen hatte, kommen mir plötzlich zwei bereits vertraute Pilger entgegen. Es sind Stefanie und Andreas. Hmm. Ich erkläre ihnen die Situation. Aber da die Zeichen eindeutig auf diesen Pfad weisen, laufen wir jetzt halt zu dritt noch einmal diesen Kilometer zu der Verzweigung. Und siehe da – an einem der beiden Wege ist zumindest ein deutliches Kreuz zu sehen, das einem ja immerhin zeigt, wo es NICHT langgeht.
Und so ziehen wir gemeinsam weiter bis zum nächsten Ort, in dem es abermals die Möglichkeit gibt, sich zwischen zwei Alternativ-Routen zu entscheiden. Entweder man folgt weiter dem GR 651, oder einer Strecke, die den Weg zum gemeinsamen Ziel beider Wege, Cahors, etwas abkürzt.

Cabrerets
Cabrerets

Die Beiden haben sich bereits für den letzteren entschieden, während ich noch eher zum eigentlichen Weg tendiere. Aber vor allem möchte ich endlich etwas frühstücken. Leider öffnet das örtliche Café aber erst um 10:30 also in gut 20 Minuten. Aber das ist damit auch die Gelegenheit, eine Entscheidung zu fällen. Und so lasse ich die Beiden erst einmal weiterziehen. Sie sind gerade mal 100 Meter entfernt, als ich sie rufen höre, ob ich auch mit etwas Toast und Käse zum Frühstücken leben könne. Davon hätten sie noch genug. Ich finde diese Einladung, aber vor allem das damit verbundene Interesse, gemeinsam mit mir weiterzuziehen, so verlockend, dass ich meine Entscheidung direkt fälle, ihrer Weg-Alternative zu folgen. Was mir zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht klar ist: Ich stelle damit auch die Weiche für den gesamten weiteren Verlauf dieses Caminos!
Das Frühstück nehmen wir nur kurz darauf auf einer Mauer sitzend zu uns. Offenbar sind die Beiden recht gut mit Lebensmitteln ausgestattet, denn sie haben durchaus noch einiges mehr zu bieten als nur Toast und Käse.
Der weitere auch nicht mehr all zu lange Weg bis zur Herberge (→ SV) vergeht wie im Fluge. Diese einzige auf der Alternativroute existierende Gîte, befindet sich in einem sehr kleinen Dorf. Wir lassen unsere Sachen dort und marschieren dann direkt gemeinsam zum gut 2 km entfernten nächsten größeren Ort, der auch über einen Supermarkt verfügt. Dort besorgt sich jeder eine Dose fürs Abendessen, sowie wir alle zusammen ein Sixpack Bier. Die Dosen machen wir nach unserer Rückkehr draußen vor der Herberge auf Andreas Gaskocher heiß. Und das immerhin nur aus 0,25 l-Flaschen bestehende Sixpack wird noch durch weitere Bierdosen aus dem Herbergskühlschrank aufgestockt. Und so verbringen wir zusammen einen sehr netten, geselligen Abend draußen an einem Tisch. Allein wäre ich wahrscheinlich in diesem 3-Häuser-eine-Kirche-Ort vor Langeweile gestorben. Aber allein hätte ich mich auch nicht für diesen Weg entschieden.

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(über die Sitemap lassen sich die Tage gezielt aufrufen)

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